Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

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14. Hinfort sollen die Priester die Kranken, denen sie in ihrem Leuten 
das Sakrament reichen, nicht mehr dazu bereden, daß sie ihr Vermögen den 
rechtmäßigen Erben entziehen und der Kirche zuwenden. 
17. Der übertriebene Hochmut und die weibliche Eitelkeit der Pfaffen¬ 
weiber, wie sie sich in Kleidern und Putz kundgeben, möge abgestellt werden, 
damit nicht ehrbare Töchter und Frauen — wie vielfach geschehen — durch 
jenen übertriebenen Hochmut und Zierat mögen verführt werden. 
19. Die mannigfaltigen heiligen Tage mögen gemäßigt und gemindert 
werden. 
3. Deutsche Bürgerhäuser im 16. Jahrhundert. 
Beatus RhenanuS, Drei Bücher deutscher Verhältnisse. Basel 1531. Val. Frehtaa. 
Bilder II. Abt. II. S. 230. U 
Welch eine Pracht ist nicht in Anton Fuggers Hans (in Augsburg)! Es 
ist an den meisten Orten gewölbt und mit steinernen Säulen unterstützt. Was 
soll ich von den weitlänftigen und zierlichen Zimmern, den Stuben, Sälen 
und dem Kabinette des Herrn selbst sagen, das sowohl wegen des vergoldeten 
Gebälkes als der übrigen Zieraten und der nicht gemeinen Zierlichkeit seines 
Bettes das allerschönste ist? Cs stößt daran eine dem h. Sebastian geweihte 
Kapelle mit Stühlen, die ans dem kostbarsten Holze sehr künstlich gemacht 
sind. Alles aber zieren vortreffliche Malereien von außen und von innen. 
Raimuud Fuggers Hans ist gleichfalls köstlich und hat auf allen Seiten die 
angenehmste Aussicht in Gärten. Was erzeuget Italien für Pflanzen, die 
nicht darin anzutreffen wären, was findet man darin für Lusthäuser, Blumeu- 
beete. Bäume, Springbrunnen, die mit Erzbildern der Götter geziert sind! 
Was für ein prächtiges Bad in diesem Teile des Hauses! Mir gefielen die 
königlichen französischen Gärten zu Blois und Tours nicht so gut. Nachdem 
wir ins Haus hinaufgegangen, beobachteten wir sehr breite Stuben, weit* 
länftige Säle und Zimmer, die mit Kaminen, aber auf sehr zierliche Weise 
zusammengefügt waren. Alle Türen gehen aufeinander bis in die Mitte des 
Hauses, so daß man immer von einem Zimmer ins andere kommt. Hier 
sahen wir die trefflichsten Gemälde. Jedoch noch mehr ergriffen uns, nach¬ 
dem wir ins obere Stockwerk gekommen, so zahlreiche und große Denkmale 
des Altertums, daß ich glaube, man wird in Italien selbst nicht mehr bei 
einem Manne finden: in einem Zimmer die ehernen und gegossenen Bilder 
und Münzen, im andern die steinernen, einige von kolossaler Größe. Man 
erzählte uns, diese Denkmale des Altertums seien fast aus allen Teilen der 
Welt, vornehmlich aus Griechenland und Sizilien, mit großen Kosten zusammen¬ 
gebracht. 
Der Schweizer Aloysius vonOrelli berichtet um 1550 über Bürgerhäuser in Zürich: 
Wahr ist es, feilt öffentliches und Privatgebände ist nach einer auch nur 
mittelmäßig guten Architektur aufgeführt, und solche Häuser fallen schlecht in die 
Augen, allein die innere Reinlichkeit in jedem Fleckchen dieser schlechten Häuser, 
selbst des Ärmsten, ist eine Vergütung für das äußere ärmliche Ansehen und 
wäre den italienischen Palästen zu wünschen, wo man sich allenthalben zv 
besudeln fürchten muß. Die Verzierung der Zimmer ist äußerst einfach unV 
prachtlos, bei vielen reinliche Ordnung die ganze Zierde. Teppiche habe ich
	        
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