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4. Sehr übel feinte wir zugerichtet,
Und unser Häuflein so gelichtet,
Daß man den Feind nicht mehr besteht.
Wer hätte dieses wohl erraten,
Daß wir nach solchen Siegestaten
Ganz plötzlich würden noch labet?
5. Friederikus, sei man doch nicht bange!
Es währet solch Malheur nicht lange;
Den Laudon kriegen wir schon noch.
Seind wir gestellt nur wieder besser,
So schneiden wir mit unserm Messer
Ihm in die Rechnung gleich ein Loch.
10. Friedrichs des Großen Stimmung während des Sieben¬
jährigen Krieges.
Auszug aus Briefen Friedrichs an den Marquis d'Argens und Frau von Camas.
G. Freytag, Bilder rc. IV. S. 254 ff.
(1757. Juni.) Das Mittel gegen meinen täglichen Schmerz liegt in der
täglichen Arbeit, die ich zu tun verpflichtet bin, und in den fortgesetzten Zer¬
streuungen, die mir die Zahl meiner Feinde gewährt. Wenn ich bei Kolliu
getötet wäre, ich würde jetzt in einem Hafen sein, wo ich keinen Sturm mehr
zu fürchten hätte. Jetzt muß ich noch über das stürmische Meer schiffen, bis
ein kleiner Winkel Erde mir das Gut gewährt, das ich auf dieser Welt nicht
habe finden können. — Seit zwei Jahren stehe ich wie eine Mauer, in die
das Unglück Bresche geschossen hat. Aber denken Sie nicht, daß ich weich
werde. Man muß sich schützen in diese» unseligen Zeiten durch Eingeweide
von Eisen und ein Herz von Erz, um alles Gefühl zu verlieren. Der nächste
Monat wird entscheide« für mein armes Land. Meine Rechnung ist: ich
werde es retten oder mit ihm untergehen. Sie können sich keinen Begriff
machen von der Gefahr, in der wir sind, und von den Schrecken, die uns
umgeben.
(1758. Dez.) Ich bin dies Leben sehr müde, der ewige Jude ist weniger
hin- unb hergezogen als ich, ich habe alles verloren, was ich ans dieser Welt
geliebt und geehrt habe, ich sehe mich umgeben von Unglücklichen, deren
Leiden ich nicht abhelfen kann. Meine Seele ist noch gefüllt mit den Ein¬
drücken der Ruinen aus meinen besten Provinzen und der Schrecken, den eine
Horde mehr von unvernünftigen Tieren als von Menschen dort verübt hat.
Ans meine alten Tage bin ich fast bis zu einem Theaterkönig herabgekommen;
Sie werden mir zugeben, daß eine solche Lage nicht reizvoll ist, nm die Seele
eines Philosophen an das Leben zu fesseln.
(1759. März.) Ich weiß nicht, was mein Schicksal sein wird. Ich werde
alles tun, was von mir abhängen wird, mich zu retten, und wenn ich unter¬
liege, der Feind soll es teuer bezahlen. Ich habe mein Winterquartier als
Klausner überstanden, ich speise allein, bringe mein Leben mit Lesen und
Schreiben hin und soupiere nicht. Wenn man traurig ist, so kostet es auf
die Länge zu viel, unaufhörlich seinen Verdruß zu verbergen, und es ist besser.