Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

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Daher ist der Widerstreit oder wenigstens Mangel an gutem Willen bei Auf¬ 
opferung für die Existenz des Staates. Wo Repräsentation des Volkes unter 
uns bisher stattfand, war sie höchst unvollkommen eingerichtet. Mein Plan 
war daher, jeder aktive Staatsbürger, er besitze 100 Hufen oder eine, er be¬ 
treibe Landwirtschaft oder Fabrikation oder Handel, er habe ein bürgerliches 
Gewerbe ober sei burch geistige Banbe an ben Staat geknüpft, habe ein Recht 
zur Repräsentation. Mehrere mir eingereichte Pläne sinb von mir vorgelegt. 
Von ber Ausführung ober Beseitigung eines Planes hängt Wohl unb Wehe 
unsers Staats ab; benn auf biesem Wege allein kann der Nationalgeist positiv 
erweckt und belebt werden. 
5. Zwischen unsern beiden Hauptständen, bem Abel unb bem Bürger- 
stänbe, herrscht durchaus keine Verbinbnng. Wer aus bem einen in ben 
anbetn übergeht, entsagt seinem vorigen Stanbe ganz. Dieses hat notwenbig 
die Spannung, bie stattfindet, erzeugen müssen. Der Abel ist, um ben Wert, 
ben man ihm beilegen kann, zu behaupten, zu zahlreich unb wirb immer 
zahlreicher. Bei bem Gewerbe, bas er bisher allein trieb, unb bem Staats¬ 
dienste, ben er bisher ausschließlich befleibete, hat zur Erhaltung bes Ganzen 
Konkurrenz gestattet werben müssen. Der Abel wirb beiher zu Geschäften unb 
Gewerben schreiten muffen, die mit der Auszeichnung, aus die er wegen seiner 
Geburt Ansprüche macht, im Widersprüche stehen. Er wird dadurch ein 
Gegenstand des Spottes und verliert, was bald baraus folgt, bie Achtung, 
die ihm schon als Staatsbürger gebührt. Jeder Stand fordert jetzt abgesondert 
den Beistand der höchsten Gewalt, und jedes Gute, jedes Recht, das dem 
einen widerfährt, betrachtet der andre als eine Zurücksetzung. So leidet der 
Gemeingeist und das Vertrauen zur Regierung. 
Diese Ansicht hat mir die Meinung von der Notwendigkeit der Refor¬ 
mation des Adels veranlaßt. Die Verhandlungen darüber liegen Ihnen vor. 
Durch eine Verbindung des Adels mit den andern Ständen wird die Nation 
zu einem Ganzen verkettet, und dabei kann das Andenken an edle Handlungen, 
die der Ewigkeit wert sind, in einem hohem Grade erhalten werden. Diese 
Verbindung wird zugleich 
> 6. Die allgemeine Pflicht znr Verteidigung des Vaterlandes lebhaft be¬ 
gründen, und auch diese Allgemeinheit muß notwendig gleichen Eifer für die 
Regierung in jedem Stande erzeugen. Nur der Bauernstand wirb beshalb, 
weil er burch Erbuntertänigkeit so lange zurückgehalten würbe, einiger posi¬ 
tiven Unterstützung zur Erhöhung seines persönlichen Wertes noch bebürfen. 
Hierzu zähle ich 
ft. Die Aufstellung gesetzlicher Mittel zur Vernichtung ber Fronen . . . 
8. Damit aber alle biese Einrichtungen ihren Zweck, "bie innere Eutwick- 
Iuhg bes Volkes, vollstänbig erreichen unb Treue unb Glauben, Liebe zum 
Könige unb Vaterlande in der Tat gedeihen, so muß der religiöse Sinn des 
Volkes neu belebt werden. VorfchtiftezL-imiLAnordnungen allein können 
dieses nicht bewirken. Doch liegt es der Regierung ob, mit Ernst diese 
wichtige Angelegenheit zu beherzigen, durch Entfernung Evürdiaer Geistlicken, 
Abwehrung leichtsinniger oder unwissender Kandidaten und Verbesserung der 
theologischen Vorbereitungsanstalten die Würde des geistlichen Standes wieber 
herzustellen, auch burch eine angemessene Einrichtung der Pfarrabgaben und 
durch Vorsorge für anständige Feierlichkeit des äußern Gottesdienstes die An¬ 
hänglichkeit an die kirchlichen Anstalten zu befördern. 
M,
	        
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