Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

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9. Am meisten aber hierbei wie im ganzen ist von der Erziehung und 
dem Unterricht der Jugend zu erwarten. Wird durch eine auf die innere 
Natur des Menschen gegründete Methode jede Geisteskraft von innen heraus 
entwickelt und jedes edle Lebensprinzip angereizt und genährt, alle ein¬ 
seitige Bildung vermieden, und werden die bisher oft mit seichter Gleich¬ 
gültigkeit vernachlässigten Triebe, auf denen die Kraft nnd Würde des 
Menschen beruht, 
Liebe zu Gott, König und Vaterland, 
sorgfältig gepflegt, so können wir hoffen, ein physisch und moralisch kräftiges 
Geschlecht aufwachsen und eine bessere Zukunft sich eröffnen zu sehen . . 
Königsberg, den 24. November 1808. Stein. 
-UL4. Deutsche Schmach. 
91. Eylert. Charakterzüge aus dem Leben Friedrich Wilhelms HL Magdeburg 1845 
Journal des Distrikts von Osnabrück 1811 S. 1310 ff. 
Neben den erhebenden Taten und Worten patriotischer Männer fehlte es aber auch 
nicht an beschämenden Beweisen vaterlandsloser Gesinnung. 
Überreichte doch, so erzählt Eylert, eine namhafte deutsche Universität nach 
der Schlacht bei Jena uud Auerstädt Napoleon eine Himmelskarte, auf der 
sein Name als Stern erster Größe glänzte! Auf meiner Reise von Hamm 
nach Potsdam besuchte ich den Abt D. H. in Helmstädt. Er war als ge¬ 
lehrter Theologe hoch geachtet und hatte kurz zuvor am Geburtstage Napoleons 
eine Lobrede dem Manne gehalten. Er stellte ihn als den Mann dar, den 
die göttliche Vorsehung erweckt habe, in das abgestorbene Europa neues Leben 
zu bringen. Diese Rede hatte er dem Kaiser nach Warschau geschickt, und 
in überströmender Freude teilte er mir die schmeichelhafte kaiserliche Antwort 
mit, daß die Rede nach allen Richtungen hin an die Polen verteilt sei. 
H. küßte das kaiserliche Schreiben und pries es als das Köstlichste, was er 
besitze. Als er hörte, daß ich nach Potsdam gehe, rief er: „Nicht nach dem 
Osten! Nach Westen! da ist das Licht einer neuen Schöpfung. Mit der 
preußischen Monarchie ist es aus; der König wird Berlin nie wiedersehen." 
In einem Jahre widmeten 60 französische und 90 deutsche Schriftsteller 
Napoleon ihre Werke. In den Europäischen Annalen wurde vorgeschlagen, 
aus den höchsten Alpen eine Bergwand zu glätten und den Namen „Napoleon" 
darin weithin leuchtend anzubringen. Der Geburtstag des „Königs von Rom" 
wurde auch in den damals zu Frankreich gehörenden deutschen Gebieten durch 
Glockengeläute, Gottesdienst, öffentliche Speisung der Armen, Annahme von 
Kindern, Aussteuerung bedürftiger Brautpaare, Illumination, Theater, Tanz 
usw. gefeiert. Das „Jonrual des Distrikts vou Osnabrück" veröffentlichte 
folgendes, von einem deutschen Friedensrichter in Papenburg verfaßtes Gedicht, 
das bei der Feier gesungen wurde: 
1. Heut' beten wir verlass'ne Waisen 
Und arme Witwen froh zu Gott, 
Er gibt uns Kleider, Trank und Speisen 
Und lindert tröstend unsre Not 
2. Die Wonne färbt die blassen Wangen, 
In Freudentränen glänzt der Blick;
	        
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