112 Das Mittelalter. Zweite Periode, 843—1254.
■■ ■ (unweit Lille) schlug. Danach wurde Friedrich von allen Fürsten anerkannt
und (1215) mit großer Pracht als Friedrich II. gekrönt. Otto IV.
aber starb einsam und verlassen auf der Harzburg (1218).
3. Ariedrich II.; 1215—1250.
a. Seine Kämpfe und Verdienste um Italien. Friedrich II. war
in Italien erzogen, ein glänzender, begabter Herrscher, dessen ganzes
Streben aber dem Süden zugewandt blieb. Bei seiner Thronbesteigung
suchte- er dem Papste einen Kreuzzug geloben und versprechen, daß
Deutschland und das Kön!grUH°UrMen niemäTstn einer Hand vereinigt
werden sollten; kurz vor Innozenz' Tode gelobte er ihm, daß er nach
Erlangung der Kaiserkrone seinem Sohne Heinrich Sizilien überlassen
wolle. Auf diese Weise hoffte der Papst eine starke Kaisermacht unmög¬
lich zu machen. Als G r e a o r IX. Papst wurde, verlangte er vom Kaiser
den versprochenen Kreuzzug. Friedrich hatte sich nach dem Tode seiner
ersten Gemahlin M"Jsabella, der Tochter und Erbin des Königs von
Jerusalem, vermählt (1225); infolgedessen wandte er sich den morgen¬
ländischen Angelegenheiten zu und stach 1227 mit einer ansehnlichen Flotte
in See; aber schon nach drei Tagen kehrte er wegen Krankheit zurück.
Gregor hielt diese für Verstellung und tat den Kaiser in den Bann.
1228 Dem Papste zum Trotz führte Friedrich den Kreuzzug jetzt aus und er¬
reichte durch gewandte Verhandlungen mehr, als andere Könige durch das
Schwert vermocht hatten. (S. 96.)
Nach seiner Rückkehr schlug Friedrich die „Schlüsselsoldaten" des Papstes und
zwang ihn zur Aufhebung des Bannes. Dann entwickelte er für sein Königreich
Neapel und Sizilien eine großartige politische Tätigkeit: inmitten der europäischen
Lehnsstaaten schuf er den einzigen Verfassungsstaat mit geordneten Finanzen, Reichs¬
und Provinziallandtagen, zu denen auch die Städte Vertreter sandten, mit einem
arabisch-deutschen Söldnerheere und besoldeten Beamten. Sein Hof in Palermo war
der Schauplatz eines glänzenden fröhlichen Lebens, dessen Mittelpunkt Friedrich II.
selbst war: französische, deutsche und sarazenische Dichter ließen hier ihre Lieder ver¬
nehmen. Die Sarazenen siedelte Friedrich gern an, um in ihnen, die sich um den
* Bann der Kirche nicht kümmerten, treue Soldaten gegen den Papst zu gewinnen.
Dieser war im Bunde mit den lombardischen Städten, gegen die auch
Friedrich II. einen harten Stand hatte, weil er die nach dem Konstanzer Frieden
ihm zustehenden Rechte geltend machte. Er brachte ihnen (1237) bei Cortenuova
am Oglio eine schwere. Niederlage bei, ohne sie jedoch dadurch zu demütigen.
b. Traurige Verhältnisse in Deutschland. Unterdessen nahmen die
Dinge in Deutschland einen verderblichen Lauf. Des Kaisers ältester
Sohn Heinrich regierte hier fast selbständig. WrstLY
an sich zu fesseln, gewährte ihnen der Kaiser 1231 fast die volle Landes-- .
hoheit:* eigene Gerichtsbarkeit sowie das Recht der Gesetzgebung und
Besteuerung, doch waren sie hierbei an die Zustimmung der Großejt,