128 Friedrich III.: Preußen wird ein Königreich.
Eifer wieder auf und wurde noch angespornt durch Rangerhöhung anderer
Fürsten. Sein Vetter Wilhelm von Dramen war König von England
geworden; das viel kleinere Hannover hatte die (neunte) Kurwürde er¬
halten (1692), und sein Kurfürst hatte Aussicht, den englischen Thron
zu besteigen. Brandenburg besaß zudem viermal soviel Länder, als je
zu einem Kurfürstentum gehörten, und gebot über eine königliche Kriegs-
macht. Um den Kaiser geneigt zu machen, gab er ihm (1694) den Kreis
Schwiebus zurück; er erhielt dafür die Anwartschaft auf Ostfriesland,
verweigerte aber entschieden die Verzichtleistung auf Schlesien, indem er
sprach: „Ich muß und will mein Wort halten; unsere Rechte an Schlesien
aber geltend zu machen, überlasse ich meinen Nachfolgern." Ferner unter-
stützte er den Kaiser in den Türkenkriegen; trotzdem zögerte dieser, den
Wunsch des Kurfürsten zu erfüllen. Friedrichs Ehrgeiz wurde aufs neue
angestachelt, als der Kurfürst August II. von Sachsen (1697) die politische
Königskrone erlangte. Als nun der Kaiser des Kurfürsten in dem un-
mittelbar bevorstehenden spanischen Erbfolgekriege bedurfte, kam Ende 1700
zwischen ihnen der Kronvertrag zu stände. Der Kurfürst versprach, dem
Kaiser 10000 Mann Hilfstruppen zu stellen; dagegen erklärte der Kaiser,
daß er Friedrich „unverzögert als einen König in Preußen ehren, würdigen
und erkennen, auch befördern wolle, daß dasselbe auch von anderen
Mächten geschehe". Friedrich wählte Preußen zur Grundlage seines König-
tums, weil er dort unabhängig war, als Kurfürst von Brandenburg aber
ein Angehöriger des Reiches blieb.
Sofort nach Abschluß des Kronvertrages zeigte der Kurfürst in einem
Rundschreiben allen europäischen Höfen sein Vorhaben an. Dann brach
ig. Jan. er mit großem Gefolge nach Königsberg auf, wo die Krönungsfeierlichkeit
1701 am 18. Januar 1701 stattfand. Am Tage vorher ward der Schwarze
Adlerorden, der höchste Orden in Preußen, gestiftet. Auf dem silbernen
Sterne desselben ließ der Kurfürst seinen Wahlspruch: Suum cuique,
Jedem das Seine, anbringen, um anzudeuten, daß Preußen ein Rechts¬
staat sein solle, in dem keine Willkür herrschen, vielmehr eine unPartei-
Hche Rechtspflege geübt und jedem nach seinen Verdiensten das Seine
geleistet werden solle. Friedrich nannte sich fortan Friedrich I., König
in Preußen.
Die Krönungsfeierlichkeit wurde mit großer Pracht begangen. Der
König setzte sich und seiner Gemahlin die Krone mit eigener Hand auf,
um anzudeuten, daß er seine neue Würde niemand auf Erden verdanke.
Hierauf nahm das königliche Paar die Huldigung entgegen; dann begann
die kirchliche Feier, der endlich das Krönungsmahl und die Belustigungen
des Volkes folgten. Zum Andenken an die Krönung wurde in Königs-
berg ein Waisenhaus und in Berlin ein Armenhaus ins Leben gerufen. —
Die Krone wurde bald ein Ring, der sämtliche preußische Staaten um-
schloß. Die einzelnen Landschaften gewöhnten sich daran, nach dem Titel