Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten (Teil 1)

Friedrich Wilhelm I.: Ostpreußen; Salzburger. 133 
feste Ordnung und unablässige Tätigkeit; des Königs Auge war überall; 
der oberste und der niedrigste Beamte zitterte vor ihm. Ein Haupt- 
mittel, die Staatseinnahmen zu vermehren, fand der König in der Ver- 
besserung und vorteilhafteren Verpachtung der Domänen. Zunächst be- 
stimmte er das Hausgesetz von 1473 noch näher: es sollten nicht nur 
die Provinzen, sondern auch die Domänen, die er ausdrücklich als Staats- 
eigentum erklärte, nie geteilt werden dürfen; von letzteren sollte nie ein 
Stück verkauft werden. Dann wurden alle in Erbpacht gegebenen Güter 
eingezogen und auf nur sechs Jahre verpachtet; dadurch erzielte man 
höhere Pachten und infolgedessen bessere Bewirtschaftung der Güter. In 
der Nähe von Friefack entwässerte der König das sogenannte Havel- 
ländische Luch und legte hier das Amt Königs Horst mit einer Muster- 
Milchwirtschaft an, in welcher anständige Bauernmädchen aus anderen 
Ämtern die Milchwirtschaft lernen konnten. 
d. Ostpreußen; Salzburger. Am meisten verdankt ihm Ostpreußen. 
Dort lagen noch viele Landstriche infolge des Dreißigjährigen Krieges oder 
der Hungersnot und Pest entvölkert. Der König verpflanzte deshalb aus 
der bevölkerten Magdeburger Gegend siebzig Familien nach Ostpreußen 
und lud Ansiedler unter günstigen Bedingungen nach Preußen ein; sie 
erhielten außer Ländereien freies Brennholz und neun Jahre Befreiung 
von allen Steuern und Lasten, minder Begüterte auch noch bares Geld 
zur Anschaffung von Vieh, Ackergeräten und Saatkorn. In die Städte 
wurden Handwerker eingeladen. Bis zum Jahre 1728 wanderten nach 
Preußen 20000 Familien aus Schwaben, Franken und Niedersachsen, 
zu deren Ansiedlung Friedrich Wilhelm fünfzehn Millionen Mark ver- 
wendete. Eine fehr günstige Gelegenheit, seinem Lande eine große Anzahl 
tüchtiger Kolonisten zuzuführen und zugleich seinen Beruf als Schutzherr 
der protestantischen Kirche zu erfüllen, bot sich dem Könige, als der Erz- 
bischof von Salzburg von seinen evangelischen Untertanen verlangte, 
sie sollten katholisch werden oder auswandern. -Friedrich Wilhelm nahm 
sich der Verfolgten an und erklärte alle, welche nach Preußen auswandern 
wollten, für preußische Untertanen. Der Erzbischos mußte ihnen ge- 
statten, ihre Kinder mitzunehmen und ihre Güter zu verkaufen; preußische 
Gesandte, welche mit reichlichem Reisegeld für die Vertriebenen versehen 
waren, nahmen sie an der Grenze Salzburgs in Empfang. 20700 Salz¬ 
burger zogen (1732) nach Preußen, 15500 von ihnen ließen sich in der 1732 
Provinz Preußen, namentlich in Litauen, nieder. Dieses Land hatte der 
König beim Anfange seiner Regierung fast menschenleer gefunden; am 
Ende derselben hatte es eine halbe Million Einwohner. 6 Städte waren 
ganz, 6 größtenteils neu aufgebaut, 49 Domänengüter und 332 Dörfer 
neu angelegt. Friedrich Wilhelm hatte es sich 18 Millionen Mark und 
viele Mühe kosten lassen; er hatte nicht nur alles selber angeordnet, 
sondern auch die Ausführung bis ins kleinste überwacht.
	        
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