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die Mutter sie sich wieder auf den Rücken bindet und mit ihr den 
Berg hinuntergeht. 
Wie sie über den Hof der Station schreitet, begrüßt sie schnell 
noch die „Mutter“, die Frau des Missionars; denn diese ist eine treue 
Beraterin der schwarzen Frauen in jeder Not; vor der Tür des Mis¬ 
sionars aber hocken die Männer, die mit ihren Anliegen zu ihm kommen. 
5. Wieder geht's ein Stückchen den Berg hinab, da tönt lustiges 
Pochen aus einem Hause heraus und das Knirschen der Säge. Es ist 
die Tischlerei, in der schwarze Gesellen und Lehr jungen unter ihrem 
deutschen Meister ihr Handwerk treiben. Aus dem roten, duftenden 
Zedernholze werden Schränke und Tische und andres Hausgerät ge¬ 
macht. An der Drechselbank werden Verzierungen ausgedreht. Fenster 
und Türen sind in Arbeit für ein neues Haus, das auf einer andern 
Station gebaut wird. Darum sind heute auch nicht alle Gesellen 
da. Sie sind hingeschickt, um den Dachstuhl aufzusetzen. 
6. Auf der Missionsstation kann man noch allerlei andre schwarze 
Handwerker bei der Arbeit finden. An der Quelle halten die Wäscher 
große Wäsche ab. Auf dem Neubau schwingen die Maurer die Kelle 
und setzen Stein auf Stein. In seinem Stübchen sitzt der Schuster; 
er selbst geht barfuß, aber er besohlt die Stiefel der Weißen. Unter 
einer luftigen Laube läßt der schwarze Schneider die Nähmaschine 
schnurren. Er macht Arbeitsjacken und Sonntagshemden. In dem 
kleinen Kaufladen unten am Berge werden sie verkauft. Auch Frauen¬ 
tücher, Ackergerät, Lämpchen und Petroleum, Schreibhefte und Schie¬ 
ferstifte hält Matthäus dort feil, und sogar einen Regenschirm kann 
in seinem Laden bekommen, wer blanke Rupies (1 Rupie = 1,30 Mark) 
auszählt. 
7. Und nun ins Tal hinab! Rechts und links an der Straße, die 
sich in vielen Windungen am Berge entlang zieht, schauen aus dem 
Grün der mächtigen Bananenblätter die kleinen Christendörfer hervor, 
nicht runde, graue Heidenhütten, sondern meist weiß und bunt ge¬ 
tünchte, viereckige Häuschen mit einer kleinen Veranda davor. Am 
Tage sind nur die kleinen Kinder und einige Frauen zu Hause; denn 
die Leute sind auf dem Felde zur Arbeit. Sie hacken ihren Mais und 
bewässern ihn, sie bauen Tabak und Zuckerrohr, der Hirt weidet die 
Herde, die Frauen suchen Brennholz. Abends kehren sie heim. Doch 
in der Zeit, wo der Mais reif wird, müssen sie oft die ganze Nacht 
draußen wachen, um die wilden Schweine zu verjagen, die die Pflan¬ 
zung verwüsten. 
8. Die Sonne geht unter, die Abendglocke läutet. Auf seinem 
Esel kommt der Missionar von einem Besuch in den Heidendörfern 
heimgeritten. Dumpf dröhnt das Stampfen der Frauen, die im großen
	        
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