302 Die Religion der Römer: Die Götter.
S/wd)ritteT\ (3?9- 72:} Servius Tullius umgab die Siebenhügelstadt mit
^ U1v § Heerwesen (S. 301). Tarquinius Superbus regierte
eigenmächtig; die Senatoren fragte er nicht um Rat, er tötete sogar einige von
£LUh retesn ®m"ö.9en cm. Die Reichen drückte er durch Abgaben, die
Annen durch Frondienste bei fernen großartigen Bauten; er vollendete den Bau
rül-f ?r h r, S ^ dreifachen Tempel. Durch feine grausame Willkürherrschast
führte er den Sturz des Königtums herbei.
mrtM Srf" ?es Königs die edle Lukretia mißhandelte, während ihr Ge-
2t^ Kriegslager war rief sie ihren Vater und ihren Gemahl
herbei, erzahlte ihnen den erlittenen Schimps, und nachdem sie von ihnen das Ge-
lubde empfangen hatte, daß sie ihre Schmach rächen wollten, erstach sie sich vor
iZ Brutus, ein Verwandter des Königs, den Dole!) aus der
>10 sn Vs v 5uf den Markt tragen und reizte durch eine feurige Rede
>1U das Volk derartig auf, daß das Königshaus vertrieben und das Königtum abgeschafft
' "mbe- 3roaJ versuchte Tarqumius, mit Hilfe der Etrusker und Latiner den verlorenen
^ zurückzugewinnen; aber die Tapferkeit der Römer vereitelte seine Anstrengungen,
r ^uskerkomg Porsenna jagte nach einem Siege dem flüchtigen römischen
Heere nach, um mtt ihm zugleich in die Stadt einzudringen. Aber Horatius Koklcs
wirft sich auf der schmalen Tiberbrücke dem Feinde entgegen, inbenf er den Seinen
zuruft: „Brecht rasch die Brücke Hinter mir ab!" Es geschieht. Sowie Horatius
hinter sich das Stürzen der Brücke und das Jubelgeschrei der jenseits stehenden
Romer Hort springt er m voller Rüstung ins Wasser und erreicht trotz der ihm nach-
gesandten Speere wohlbehalten das jenseitige User. Als nun Porfenna die Stadt
durch emc Belagerung in große Bedrängnis brachte, beschloß ein tapferer Jüngling
Mit Aamen Mucius, sich für seine Mitbürger zu opfern. Mit einem Dolche unter
dem Mantel schlich er sich in das Zelt des Königs und ermordete einen Schreiber
den er für den König hielt. Mit dem Tode bedroht, hielt er seine Rechte in ein
neben ihm loderndes Kohlenfeuer und ließ sie, ohne eine Miene zu verziehen, langsam
verbrennen, indem er sprach: „O sieh, wie wenig das Leben denen gilt, welche hohen
Ruhm vor Augen haben!" Erschrocken riß ihn der König vom Feuer weg und
^nkte ihm Leben und Freiheit. „Zum Dank," erwiderte Mucius, „die Nachricht,
daß sich dreihundert römische Jünglinge gegen dich verschworen haben; mich Hat
f i JUer1t getroffen, die übrigen werden dich nicht verfehlen." Aus Furcht vor
solchen Männern bot Porsenna den Römern Frieden an. Doch mußten sie Geiseln
WUen- Unter diesen war auch Klölia, eine edle Jungftau. Nachts überlistete sie
die Wächter, schwamm mit den übrigen Mädchen durch den Tiber und kam glücklich
nach Rom. Die Römer schickten aber die entflohenen Mädchen sofort an Porsenna
Zurück. Dieser bewunderte den rechtlichen Sinn der Römer sowie die Tapferkeit der
ftlölta und schenkte den Jungfrauen die Freiheit. - In Wahrheit hat Porsenna
die Jtomer besiegt und zu einem schimpflichen Frieden gezwungen.
3. Die Iletigion der Uömer.
a. Die Götter. Die Römer teilten mit den übrigen Jndogermanen
dieselben religiösen Grundanschauungen. Während aber die Phantasie-
vollen Griechen sich ihre Götter körperlich, als höhere menschliche Wesen
dachten, sahen die nüchternen, verstandesmäßigen Römer sie gleichsam als
Verkörperung von Begriffen an; hinter allen wichtigen Erscheinungen im
Natur- und Menschenleben sahen sie einen Gott. So verehrten sie als
Gottheiten z. B. die Eintracht (Concordia), Freiheit (Libertas), Hoffnung
(Spes), die Mannhaftigkeit (Virtus), die Blüte (Flora) und den Krieg