86 Friedrich Wilhelm III. 
15. Dezember den früher übernommenen Verpflichtungen nachkäme, wolle 
er mit 180 000 Mann ihrem Bündnisse beitreten. In mitternächtlicher 
Stunde, über dem Sarge Friedrichs des Großen."schwur der Kaiser 
Alexander dem Könige ewige Freundschaft. Der Minister Graf Haugwitz 
wurde mit der preußischen Forderung an Napoleon gesandt. Dieser 
hatte das russisch - östreichische Heer längs der Donau verfolgt, Wien 
bereits besetzen lassen und stand in Mähren. Die drohende Haltung 
Preußens war ihm um so gefährlicher, als die ganze französische Flotte 
(um 21. Okt.) von dem englischen Admiral Nelson M T r a fa lZa r 
vernichtet war und ein starkes östreichisches Heer ihm in den Rücken zu 
sallmVrohte. Napoleon hielt deshalb den Grafen Haugwitz mit leeren 
i'onk Korten hin und lieferte am Jahrestage der Kaiserkrönung den Ver- 
1ö05 bündeten die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, „wo die Winter- 
sonne den glänzendsten Sieg Napoleons beschien." Darauf schloß Kaiser 
Franz einen Frieden zu'Preß bürg, in welchem er Vorderöftreich 
und Tirol abtrat. WiDez. 1805.) Ba y ern und Württemberg 
wurden Königreiche; Bayern erhielt Tirol, Ansbach und Augsburg; 
Württemberg Mreichische Besitzungen in Schwaben. Baden ward t 
G.roßherzogtum, Berg desgleichen; letzteres erhielt Napoleons Schwager 
Mura t. Holland erhielt Napoleons Bruder Louis, welcher mit Hortense, 
der^StieftoM?"?!apoleyns, vermählt war. "Sein Bruder JoseH ward 
KöM^zau^Mapel (später von Spanien), sein Stiefsohn Enaen Vicekönig 
von Italien (später von Neapel) und heiratete eine bayriMHrinzessin. 
Von den preußischen Forderungen wollte Napoleon jetzt nichts wissen, 
verlangte vielmehr Abtretung von Ansbach an Bayern, von Neuenburg 
und Wesel an Frankreich; dagegen sollte Preußen, um es mit England 
zu verfeinden, Hannover annehmen. Der eingeschüchterte und völlig rat¬ 
lose Haugwitz unterzeichnete einen dahingehenden Vertrag, weil Napoleon 
ihm nur die Wahl zwischen Annahme desselben oder dem Kriege ließ. 
Aber der König weigerte sich, ihn zu vollziehen. Inzwischen hatte aber 
Ostreich Frieden geschlossen. Da wagte der König nicht, den von 
Napoleon vorgeschriebenen Vertrag ganz abzuweisen; er wollte Hannover 
einstweilen „in Verwahrung" nehmen. Dadurch war Napoleon nicht 
befriedigt und England und Hannover nicht versöhnt. Haugw^ward 
mit einem neuen Vertrage nach Paris geschickt. Aber Napoleon trat 
jetzt viel hochMreMer auf. Er sagte, da Preußen den ersten Vertrag 
nicht gleich angenommen, fühle auch er sich nicht gebunden, und legte 
einen noch schimpflicheren vor. Preußen sollte Hannover unwiderruflich 
annehmen und den Engländern alle Häfen sperren. Wieder ließ er nur 
die Wahl: sofortige Annnahme oder Krieg. Haugwitz unterzeichnete; 
aber ehe der Vertrag vom Könige genehmigt war, besetzte Napoleon 
schon Ansbach, Neuenbürg unb Kleve. Trotz dieser Beleidigung blieb 
dem Könige keine anbere Wahl, als ben Vertrag zu vollziehen. Sobalb 
die Preußen Hannover besetzten, erklärte England offen.feine Feinbschaft 
unb brachte dem preußischen Hanbel bitrch Wegnahme von Schiffen den 
empsinblichsten Schaden bei. 
Durch die Erhebung der Kurfürsten von Bayern und Württemberg 
zu Königen war die deutsche ReiHsversassung schon zerrissen; die meisten
	        
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