Full text: Der Lehrstoff der zweiten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 2)

§ 108. I, Geschichte der Mark bis zu den Anhaltinern. 3 
einfiel. Einhard, der Biograph Karls des Großen, berichtet darüber: 
Endlich machte sich Karl auch all die wilden Völkerschaften zinsbar, die 
zwischen der Elbe und der Weichsel, dem Meere und der Donau wohnen. 
Die bedeutendsten darunter sind die Weletaben, Sorben, Obotriten, 
Boemannen, und mit diesen hatte er Krieg zu führen) die übrigen, weit 
zahlreicher, unterwarfen sich freiwillig^). . 
Trotz dieser Unterwerfung hielt Karl es für nötig, im Gebiete der 
Sachsen, und nicht in dem der Wenden, Burgen aufzuführen, um 
das Sachsenland gegen die Einfälle der Wenden zu schützen. Mehrere 
Städte, wie Magdeburg und Halle, verdanken ihren Ursprung solchen 
Burgen. Besondere Mark- oder Grenzgrafen nahmen Standquartier 
in diesen Burgen und beaufsichtigten die Heerespflichtige Mannschaft der 
Gegend. 
2. Die Slawen unter den Nachfolgern Karls des Großen. Unter 
den Nachfolgern Karls des Großen hören wir nichts von einer 
Erweiterung der deutschen Herrschast im Gebiete der Slawen. Durch 
die Bruderkriege unter Ludwig dem Frommen und seinen Söhnen, 
durch die Einfälle der Normannen und der Ungarn unter den letzten 
Karolingern trat diese Aufgabe zurück. Da aber auch die Slawen nicht 
erobernd vorrückten, müssen wir annehmen, daß tüchtige Markgrafen 
die Ostgrenze des Reiches beschützten. Wahrscheinlich ist, daß Slawen 
sich an den Einfällen der Ungarn beteiligten. 
3. Heinrich I. nnd die Slawen. Als die Ungarn unter Heinrichs I. 
Regierung ihre jährlichen Raubzüge ins deutsche Gebiet unternahmen, 
scheinen die Slawen die Gelegenheit benutzt zu haben, die sächsischen 
Gebiete ungestraft zu beunruhigen. So verstehen wir, daß Heinrich I. 
die zum Kampfe gegen die Ungarn geschaffene Reiterei zuerst gegen die 
Heveller an der Havel führte, im Winter 928 ihre Stadt Brennaburg er- 
oberte und ihr ganzes Gebiet unterwarf. Ihm, dem Sachsen, nmßte 
daran liegen, die heimatlichen Gaue vor slawischen Einfällen sicherzustellen, 
und der deutsche König handelte klug, wenn er den Ungarn die slawische 
Hilfe in der bevorstehenden Entscheidungsschlacht abschnitt. Deshalb 
eroberte er Brandenburg und unterwarf die Daleminzier,- deshalb grün- 
dete er in ihrem Gebiete die Burg Meißen,- deshalb nahm er Prag ein 
und zwang den Böhmenkönig zur Unterwerfung) deshalb endlich machte 
er die Obotriten in Mecklenburg-Schwerin und die Redarier in Mecklen- 
burg-Strelitz tributpflichtig. Aber die Kraft der Wenden war durch 
diesen Feldzug noch nicht gebrochen. Die Redarier empörten sich und 
fielen in das sächsische Gebiet ein, und alle wendischen Stämme jenseits 
der Elbe griffen zu den Waffen, um das Joch der deutschen Herrschaft 
abzuschütteln. Bei Lenzen auf dem rechten Elbufer kam es zur Schlacht2). 
l) Einhards Annalen zum Jahre 805. . 2) Quellenbuch S. 53. 
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