Full text: Der Lehrstoff der zweiten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 2)

4 Uberblick über die Brandenburgisch-preußische Geschichte bis zum Jahre 1640. § 109. 
Die beiden sächsischen Grafen Bernhard und Thietmar retteten die 
deutsche Waffenehre gegen die Übermacht der Slawen und ernteten des 
Königs hohes Lob. Nach der grausamen Sitte jener Zeit wurden die 
gefangenen Slawen niedergemetzelt. Die Habe der Feinde fiel den 
Siegern als Beute zu^). Von einer Gründung der Nordmark 
Sachsen lesen wir bei Widukind nichts. 
§ 109. Die Gründung der Ostmark. 
1. Otto der Große und die Slawen. Unter Otto I. empörten sich 
gleichzeitig mit den Böhmen die wendischen Stämme gegen die deutsche 
Herrschaft. Hermann, Sohn des Grafen Billnng, schlug die Wenden und 
ward als Markgraf der ganzen Ostmark des Reiches über deren Länder 
gesetzt. Die Besiegten griffen wieder zu den Waffen, und Hermann 
fiel im September 936 im Kampfe. Otto mußte selbst die Empörer mit 
Waffengewalt zur Ruhe bringen. 
3. Markgraf Gero. Zum Markgrafen ernannte der König an 
Hermanns Stelle den tapfern Grafen Gero. Als dieser hörte, daß die 
Slawen ihn hinterlistigerw^ise ans dem Wege räumen wollten, kam 
er ihnen zuvor. Er lud ihre Häuptlinge zu einem Gastmahle ein, 
machte sie trunken und ließ sie, etwa 30 an der Zahl, in der Nacht 
töten. Solche Untat empörte das Volk,- es griff zu den Waffen, die 
Schmach zu rächen. Wieder trat Otto an die Spitze des Heeres. Die 
Slawen kämpften tapfer für ihre Freiheit. Abgehärtet, ausdauernd bei 
Strapazen des Körpers, mit der einfachsten Kost zufrieden, halten sie 
sür ein Vergnügen, was den Unfrigen, sagt Widukind, eine schwere Last 
ist. Der Feldzug war langwierig. Die Sachsen, von allen Seiten be- 
drängt, bestachen den Häuptling der Heveller, dem Heinrich I. die Re- 
gierung gegen eine Jahresabgabe gelassen hatte. Er überlieferte für eine 
große Geldsumme die Stadt Brennabnrg mit ihrem ganzen Gebiete der 
deutschen Herrschaft. Alle Stämme zwischen Elbe und Oder ver- 
pflichteten sich zur Tributzahlung^). (939.) 
Indes schon im folgenden Jahre wurde der Tribut stellenweise 
verweigert. Bald hier, bald dort loderte der Aufstand. Geros Scharen 
lichteten sich) doch König Otto sorgte für Verstärkung3). 
Auch die Slawen der Uckermark erhoben sich. Gero besiegte sie und 
machte unermeßliche Beute. Daß dieser Aufstand sehr gefährlich war, 
geht daraus hervor, daß sogar Konrad, des Königs Eidam, Gero Hilfs- 
truppeu zuführen mußte4). 
Noch mancher Feldzüge hat es bedurft, ehe die deutsche Herrschaft 
im Wendenlande befestigt war. Um die Bekehrung der Unterworfenen 
i) Widukind, I. Kap. 35 u. 36. 2) Ebenda, IL Kap. 4, 20, 21. 
3) Ebenda, II. Kap. 30. 4) Widukind, III. Kap. 42.
	        
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