126
Von Rudolf von Habsburg bis zur Kirchentrenuung.
in Streit geraten war. Johann XXII. forderte ihn auf, die Regierung
niederzulegen, weil er die Bestätigung des Papstes nicht nachgesucht
habe. Ludwig weigerte sich. Deshalb belegte ihn Johann XXII. mit
dem Bann und erklärte ihn für abgesetzt (1324). Aber von Ludwigs
Anhängern fiel keiner ab. Nach der Beilegung des Thronstreites war
der König erst recht nicht geneigt, dem Papste nachzugeben.
Von den Ghibellinen eingeladen, zog er 1327 nach Italien und
empfing vom römischen Volke aus der Hand des alten Sciarra
Colonna die Kaiserkrone. Johann XXII. wurde abgesetzt und an seiner
Stelle ein Minoritenmönch, der sich Nikolaus V. nannte, zum Papste
gewählt. Dieser vollzog die Kaiserkrönnng dann noch einmal. Nicht
lange nachher mußte der Kaiser unter den Steinwürfen und Schmähungen
der Römer die ewige Stadt wieder verlassen und (1329) nach Deutsch¬
land zurückkehren.
Eifriger als vorher erstrebte jetzt Ludwig eine Versöhnung mit dem
Papste. Aber unter dem Drucke Philipps VI. von Frankreich wiesen
Johann XXII. wie auch sein Nachfolger jeden Ausgleich von der Hand.
Da traten die deutschen Kurfürsten für den König ein. Im Jahre
1338 gaben sie bei einer Zusammenkunft zu Renfe bei Coblenz
die feierliche Erklärung ab, daß der von ihnen gewählte
König keiner päpstlichen Bestätigung mehr bedürfe, um die
Regierungsrechte auszuüben. Auf dem Reichstage zu Frank-
furt wurden die Renfer Beschlüsse noch dahin erweitert, daß der König
auch den Kaisertitel führen dürfe, ohne vom Papste gekrönt zu fem1).
4. Ludwigs Ländersucht und Absetzung. Das gute Einvernehmen
Ludwigs mit den Kurfürsten dauerte nicht lange. Schuld daran war
die Ländergier des Königs. Schon gleich nach der Schlacht bei Mühl-
dorf hatte er den König Johann von Böhmen dadurch tief gekränkt,
daß er ihm nicht, wie abgemacht, die erledigte Markgrafschaft
Brandenburg übertrug, sondern diese für seinen ältesten Sohn
Ludwig behielt.
Im Jahre 1342 brachte er die Familie der Luxemburger noch
mehr gegen sich ans. Der Sohn des Böhmenkönigs war nämlich ver-
mählt mit Margarete, der nach Schloß Manltasch benannten Erbin
Tirols. Ludwig löste eigenmächtig diese Ehe und vermählte Margarete
mit seinem Sohne Ludwig von Brandenburg. Dadurch erwarb er
seinem Hause Tirol und Kärnten (1342). Der Übergriff in das
kirchliche Gebiet erregte allenthalben den größten Unwillen. Der Papst
Clemens VI. sprach feierlich den Bann über Ludwig aus2) und forderte
die deutschen Kurfürsten auf, einen neuen König zu wählen. Daraufhin
!) Quellenbuch S. 122.
2) Quellenbuch S. 123.