Full text: Der Lehrstoff der dritten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 1)

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Von Rudolf von Habsburg bis zur Kirchentrenuung. 
in Streit geraten war. Johann XXII. forderte ihn auf, die Regierung 
niederzulegen, weil er die Bestätigung des Papstes nicht nachgesucht 
habe. Ludwig weigerte sich. Deshalb belegte ihn Johann XXII. mit 
dem Bann und erklärte ihn für abgesetzt (1324). Aber von Ludwigs 
Anhängern fiel keiner ab. Nach der Beilegung des Thronstreites war 
der König erst recht nicht geneigt, dem Papste nachzugeben. 
Von den Ghibellinen eingeladen, zog er 1327 nach Italien und 
empfing vom römischen Volke aus der Hand des alten Sciarra 
Colonna die Kaiserkrone. Johann XXII. wurde abgesetzt und an seiner 
Stelle ein Minoritenmönch, der sich Nikolaus V. nannte, zum Papste 
gewählt. Dieser vollzog die Kaiserkrönnng dann noch einmal. Nicht 
lange nachher mußte der Kaiser unter den Steinwürfen und Schmähungen 
der Römer die ewige Stadt wieder verlassen und (1329) nach Deutsch¬ 
land zurückkehren. 
Eifriger als vorher erstrebte jetzt Ludwig eine Versöhnung mit dem 
Papste. Aber unter dem Drucke Philipps VI. von Frankreich wiesen 
Johann XXII. wie auch sein Nachfolger jeden Ausgleich von der Hand. 
Da traten die deutschen Kurfürsten für den König ein. Im Jahre 
1338 gaben sie bei einer Zusammenkunft zu Renfe bei Coblenz 
die feierliche Erklärung ab, daß der von ihnen gewählte 
König keiner päpstlichen Bestätigung mehr bedürfe, um die 
Regierungsrechte auszuüben. Auf dem Reichstage zu Frank- 
furt wurden die Renfer Beschlüsse noch dahin erweitert, daß der König 
auch den Kaisertitel führen dürfe, ohne vom Papste gekrönt zu fem1). 
4. Ludwigs Ländersucht und Absetzung. Das gute Einvernehmen 
Ludwigs mit den Kurfürsten dauerte nicht lange. Schuld daran war 
die Ländergier des Königs. Schon gleich nach der Schlacht bei Mühl- 
dorf hatte er den König Johann von Böhmen dadurch tief gekränkt, 
daß er ihm nicht, wie abgemacht, die erledigte Markgrafschaft 
Brandenburg übertrug, sondern diese für seinen ältesten Sohn 
Ludwig behielt. 
Im Jahre 1342 brachte er die Familie der Luxemburger noch 
mehr gegen sich ans. Der Sohn des Böhmenkönigs war nämlich ver- 
mählt mit Margarete, der nach Schloß Manltasch benannten Erbin 
Tirols. Ludwig löste eigenmächtig diese Ehe und vermählte Margarete 
mit seinem Sohne Ludwig von Brandenburg. Dadurch erwarb er 
seinem Hause Tirol und Kärnten (1342). Der Übergriff in das 
kirchliche Gebiet erregte allenthalben den größten Unwillen. Der Papst 
Clemens VI. sprach feierlich den Bann über Ludwig aus2) und forderte 
die deutschen Kurfürsten auf, einen neuen König zu wählen. Daraufhin 
!) Quellenbuch S. 122. 
2) Quellenbuch S. 123.
	        
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