Full text: Der Lehrstoff der dritten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 1)

§ 70 IV. Aus der Kulturgeschichte des ausgehenden Mittelalters. 147 
war es stets schwierig, die Sicherheit zur See wiederherzustellen. Seit 
1390 waren die Vitalienbrüder der Schrecken der nördlichen Meere. 
Einzelne Persönlichkeiten aus diesem wilden Treiben hat die Sage in 
Lied und Erzähluug festgehalten, so vor allem den aus Wismar stam- 
menden Klaus Störtebeekerund den Gödeke Michel. Beide 
wurden überwunden und in Hamburg auf offnem Markte mit 70—80 
ihrer Genossen hingerichtet. Die Städte wurden fast alljährlich zu um¬ 
fassenden Rüstungen gezwungen, um den friedlichen Schiffer und Kauf- 
mann nur einigermaßen zu schützen. Im allgemeinen entschloß sich die 
Hansa nur schwer zum Kriege, da der Handel durch einen Krieg am 
meistert litt. Als Maßregel, die ohne Bruch des Friedens Achtung vor 
den Rechten der Hansa erzwingen konnte, wurde meist mit Erfolg das 
Verkehrsverbot in Anwendung gebracht. Das 15. Jahrhundert war 
das glücklichste der Hansa,' sie nahm unbestritten die erste Stelle im 
Handel Europas ein. 
8. Niedergang der Hansa. Im 16. Jahrhundert beginnt der Nieder- 
gang der Hansa. Die Staaten des Nordens erstarken und verfügen über 
Machtmittel, denen die Städte nicht gewachsen sind. Sie hoben die 
hansischen Privilegien ans und schädigten den deutschen Handel, wo und 
wie sie konnten. Auch in England hatte die Hansa ihre Rolle ausge- 
spielt) Königin Elisabeth ließ sogar den Stahlhof in London schließen. 
1606 wurde er zwar wieder freigegeben, konnte aber seine frühere Be- 
deutung nie wieder erlangen. Weniger entscheidend, als man früher an¬ 
nahm, war die Entdeckung Amerikas und die Auffindung des Seeweges 
nach Ostindien für den Niedergang der Hansa. Die Niederländer, hinter 
denen die spanische Weltmonarchie stand, wuchsen empor und beherrschten 
den baltischen Handel, bis sie im Lause des 18. Jahrhunderts den Eng¬ 
ländern weichen mußten. Der Handel der Hansastädte wurde dann 
noch besonders getroffen durch die Verödung, die der Dreißigjährige Krieg 
über Deutschland brachte. 
Im Jahre 1630 traten Hamburg, Lübeck und Bremen zu einer 
eugertt Vereinigung zusammen, infolge deren die genannten Städte bis 
auf den heutigen Tag deu Namen Hansastädte bewahrt haben. 1669 
wurde zum letzten Male ein Hansatag in Lübeck abgehalten, ans dem 
noch Lübeck, Hamburg, Bremen, Danzig, Braunschweig rntd Eöln Der- 
treten waren. Wie der Anfang, so läßt sich auch das Ende der Hansa 
zeitlich nicht genau bestimmen. 
i) Quellenbuch S. 115. Störtebeeker — Stürz den Becher. 
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