Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 (Teil 2)

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Geschichte der Neuzeit. — 
Erste Periode. 
ihr Bistum auf den Reichstagen zn vertreten. Noch schlössen sich die 
Evangelischen nicht zu gemeinsamer Gegenwehr zusammen; aber die Er- 
bitterung wuchs mit jedem Jahre, und man ahnte, daß sie sich bald in 
blutigem Kampfe Luft machen werde. 
§ 56. Der dreißigjährige Krieg. 
1. Worspiet desselben. 
a. Union und Liga. So friedlich sich Maximilian den Protestanten 
gegenüber gezeigt hatte, so feindselig war ihnen sein Sohn Rudolf II. 
(1576—1612), ein Zögling und willenloses Werkzeug der Jesuiten, gesinnt. 
Wie er die Gegenreformation im Reich begünstigte, so erkannte er auch in 
seinen Erblanden die von seinem Vater gewährleistete Religionsfreiheit 
nicht an; als darüber in Ungarn und Siebenbürgen Unruhen entstanden, 
wodurch die Türken wieder ins Land gerufen wurden, traten die Prinzen 
des Kaiserhauses zusammen und übertrugen Rudolfs Bruder Matthias 
die Leitung der Regierung, indem sie Rudolf für geistesschwach erklärten. 
Matthias zwang nun, besonders mit Hilfe der Evangelischen, seinen 
Bruder, ihm die Herrschaft in Österreich, Ungarn und Mähren abzutreten, 
und gewährte dann den Evangelischen Religionsfreiheit; dasselbe verlangten 
nun von Rudolf auch die Evangelischen Böhmens. Rudolf mußte nach- 
geben; durch den Majestätsbrief verbürgte er (1609) den Böhmen ihre 
ständischen Rechte und gewährte den Protestanten Religionsfreiheit. Noch 
heftigere Gegner der Protestanten als Rudolf waren seine Vettern Ferdi- 
nand von Steiermark und Maximilian von Bayern, ebenfalls Zog- 
linge der Jesuiten. Ferdinand zog in seinem fast ganz protestantischen 
Herzogtum mit bewaffneten Scharen umher, trieb die Evangelischen mit 
Gewalt zur Messe, schloß ihre Kirchen und verbrannte die Bibel und die 
evangelischen Bücher. Er wollte „lieber eine Wüste, als ein Land voller 
Ketzer" haben. — Weil die evangelischen Bürger der freien Reichsstadt 
Donauwörth die Prozession des einzigen noch katholischen Klosters 
gestört hatten, wurde Maximilian vom Kaiser beauftragt, das katholische 
Bekenntnis in der Stadt zu schützen, die wegen wiederholter Tumulte in 
die Reichsacht erklärt worden war. Maximilian besetzte sie, nahm die 
Verwaltung derselben in die Hand, führte den katholischen Gottesdienst 
wieder ein und erklärte, Donauwörth bis zum Ersatz der Kriegskosten 
behalten zu wollen (1607). Da schlössen mehrere evangelische Fürsten 
1608 eine Union zu gegenseitigem Schutze; an der Spitze derselben stand 
Friedrich IV. von der Pfalz, ihre Mitglieder waren vorwiegend 
reformiert und stützten sich auf Frankreich und die Niederlande. Nun 
traten auch die katholischen Fürsten unter Führung Maximilians von Bayern 
1609 zu ähnlichem Bündnis zusammen, das sie Liga nannten; sie verließen
	        
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