220
Geschichte der Neuzeit. —
Erste Periode.
ihr Bistum auf den Reichstagen zn vertreten. Noch schlössen sich die
Evangelischen nicht zu gemeinsamer Gegenwehr zusammen; aber die Er-
bitterung wuchs mit jedem Jahre, und man ahnte, daß sie sich bald in
blutigem Kampfe Luft machen werde.
§ 56. Der dreißigjährige Krieg.
1. Worspiet desselben.
a. Union und Liga. So friedlich sich Maximilian den Protestanten
gegenüber gezeigt hatte, so feindselig war ihnen sein Sohn Rudolf II.
(1576—1612), ein Zögling und willenloses Werkzeug der Jesuiten, gesinnt.
Wie er die Gegenreformation im Reich begünstigte, so erkannte er auch in
seinen Erblanden die von seinem Vater gewährleistete Religionsfreiheit
nicht an; als darüber in Ungarn und Siebenbürgen Unruhen entstanden,
wodurch die Türken wieder ins Land gerufen wurden, traten die Prinzen
des Kaiserhauses zusammen und übertrugen Rudolfs Bruder Matthias
die Leitung der Regierung, indem sie Rudolf für geistesschwach erklärten.
Matthias zwang nun, besonders mit Hilfe der Evangelischen, seinen
Bruder, ihm die Herrschaft in Österreich, Ungarn und Mähren abzutreten,
und gewährte dann den Evangelischen Religionsfreiheit; dasselbe verlangten
nun von Rudolf auch die Evangelischen Böhmens. Rudolf mußte nach-
geben; durch den Majestätsbrief verbürgte er (1609) den Böhmen ihre
ständischen Rechte und gewährte den Protestanten Religionsfreiheit. Noch
heftigere Gegner der Protestanten als Rudolf waren seine Vettern Ferdi-
nand von Steiermark und Maximilian von Bayern, ebenfalls Zog-
linge der Jesuiten. Ferdinand zog in seinem fast ganz protestantischen
Herzogtum mit bewaffneten Scharen umher, trieb die Evangelischen mit
Gewalt zur Messe, schloß ihre Kirchen und verbrannte die Bibel und die
evangelischen Bücher. Er wollte „lieber eine Wüste, als ein Land voller
Ketzer" haben. — Weil die evangelischen Bürger der freien Reichsstadt
Donauwörth die Prozession des einzigen noch katholischen Klosters
gestört hatten, wurde Maximilian vom Kaiser beauftragt, das katholische
Bekenntnis in der Stadt zu schützen, die wegen wiederholter Tumulte in
die Reichsacht erklärt worden war. Maximilian besetzte sie, nahm die
Verwaltung derselben in die Hand, führte den katholischen Gottesdienst
wieder ein und erklärte, Donauwörth bis zum Ersatz der Kriegskosten
behalten zu wollen (1607). Da schlössen mehrere evangelische Fürsten
1608 eine Union zu gegenseitigem Schutze; an der Spitze derselben stand
Friedrich IV. von der Pfalz, ihre Mitglieder waren vorwiegend
reformiert und stützten sich auf Frankreich und die Niederlande. Nun
traten auch die katholischen Fürsten unter Führung Maximilians von Bayern
1609 zu ähnlichem Bündnis zusammen, das sie Liga nannten; sie verließen