Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Die Ägypter. — Kunst und Wissenschast. 19 
der Grundkante und 137 m Höhe. (Fig. 3.) An derselben sollen 
100000 Menschen 30 Jahre gearbeitet haben. Neben jeder Pyramide 
lag ein Tempel (H.*) Fig. 2), in welchem dem verstorbenen Könige 
Opfer und göttliche Verehrung dargebracht wurde. Vor der größten 
Pyramide liegt eine riesige Sphinx, ein ruhender Löwe mit einem Mannes- 
Haupt, ein Sinnbild der Götter, welches das vollkommenste Geschöpf mit 
Löwenkraft und Menschenverstand darstellen sollte. Dieses Standbild ist 
52 m lang, 20 m hoch; die Mundöffnung ist 2 m lang, zwischen den 
Tatzen des Löwen steht eine Kapelle; und dennoch ist der Koloß aus 
einem Felsstück gehauen. Viele andere Sphinxe tragen Widderköpfe. 
Ein Tempel in Theben war mit einem am jenseitigen Nilufer liegenden 
Paläste durch eine 2 km lange Allee von 200 Widdersphinxen verbunden. 
Fig. 3. Durchschnitt der Lheopspyramide. 
Vor den Tempeln standen Obelisken, oben spitz zulaufende Säulen mit 
quadratischer Grundfläche von 2—8 m Seite und einer Höhe bis zu 
50 m. Viele bestehen ans einem Stück; sie wurden in Oberägypten 
gebrochen und geglättet und dann oft 30 Meilen weit fortgeschafft. Sie 
trugen meistens vergoldete Inschriften, waren dem Sonnengotts geheiligt 
und sollten die Sonnenstrahlen sinnbildlich darstellen. (EL Fig. 3.) 
Eine sehr berühmte Anlage ist auch der Mörissee. König 
Amenemhat in. ließ ein Thal an der dem Nil zugekehrten Seite durch 
einen starken Damm absperren, dann vertiefen und durch einen Kanal 
mit dem Nil verbinden, wodurch ein Seebecken von 30 Meilen Umfang 
zur Regelung der Nilüberschwemmung gewonnen wurde. Inmitten des 
Sees erbaute er zwei Pyramiden und in der Nahe desselben das Labyrinth, 
) 2. Hilssbuch sür den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten von 
L. Hoffmeyer und W. Hering. Breslau, Ferdinand Hirt.
	        
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