Die Ägypter. — Geschichte. 21
Obelisk mit griechischer und hieroglyphischer Schrift aufgefunden; mit Hilfe dieser
beiden Funde gelang es 1822 dem Franzosen Champollion, die geheimnisvolle
Schrift zu enträtseln.
§ 7. Geschichte.
Die Ägypter sind eins der ältesten Kulturvölker. Inschriften an
ihren, in der trockenen Lust des Landes so wohl erhaltenen Denkmälern,
in den Gräbern aufgefundene Papyrusrollen, sowie Bruchstücke eines
von einem ägyptischen Priester verfaßten Geschichtswerkes führen uns über
das Jahr 3000 v. Chr. zurück. Aber schon damals besaßen die Ägypter
ein ausgebildetes Staatswesen, eine systematisch abgeschlossene religiöse
Anschauung, eine entwickelte Kunst und Litteratur; wieviele Jahrhunderte
dazu erforderlich gewesen, ist unbekannt. Seit der ältesten Zeit zersiel
das Land in Oberägypten und das Deltaland Unterägypten. Jenes
ist zuerst bewohnt worden; dort bestanden schon blühende Städte und
Dörfer, als dies noch ein von räuberischen Nomadenvölkern bewohntes
Sumpfland war. Nach der Sage haben in der ältesten Zeit die Götter
selber Ägypten regiert; der erste geschichtlich beglaubigte König war
Menes. Er herrschte (um 3200, nach andern um 3900 oder noch
früher) über Ober- und Unterägypten, die er vielleicht vereinigt hat; auch
wird ihm die Erbauung von Memphis, der ersten Hauptstadt des Ge-
samtreichs, zugeschrieben. Etwa 3000 Jahre hat Ägypten seine Selb¬
ständigkeit bewahrt; die lange Reihe der Könige von Menes bis zu Alexander
dem Großen teilt man in 31 Dynastien oder Herrschergeschlechter. Die
Herrscher des alten Reiches (etwa bis 2500) sind die Erbauer der aus
einer Hochebene bei Memphis gelegenen Pyramiden, unter denen besonders
die drei großen Pyramiden bei Giseh hervorragen. Auch viele Tempel
und Gräber der Vornehmen entstanden dort in jener Zeit.
Allmählich sank die Macht der Pharaonen zu Memphis; die einzelnen
Gaufürsten, die sich früher nur unwillig unterworfen hatten, erhoben
wieder kühn ihr Haupt, und das Land drohte wieder in Einzelreiche zu
zerfallen. Da gelang es einem oberägyptischen Geschlecht (um 2200), die
Oberherrschaft über das ganze Land zu gewinnen. Zur Zeit dieses
mittleren Reiches erlangte Ägypten seinen Höhepunkt an Macht und
Wohlstand, was die zahlreichen, durch das ganze Land zerstreuten Denk-
mäler bezeugen. Durch Erbauung von Kanälen wurde die Bewässerung
des Landes vervollkommnet, die libysche Oase Fajum durch Verbindung
mit dem Nil in eine der blühendsten Landschaften umgewandelt. König
Amenemhat HL (um 1900) legte dort den Mörissee (meri = See) an, er¬
baute das Labyrinth und errichtete sich am Eingange in das Fajum zwei
Pyramiden. Die Residenzstadt Theben wurde mit den herrlichsten Bau¬
werken geschmückt und erreichte einen solchen Umfang, daß man sie das