Assyrer und Babylonier. — Das Land. 27
offen stand; gemeinsam mit Salomo betrieb er bie gewinnbringenden Ophir-
fahrten unb verwanbte ben baburch erzielten Gewinn großenteils zur Ver¬
größerung, Verschönerung unb Befestigung seiner Hauptstabt. Das alte
Tyrus lag auf bem Festlanbe; bei ber Zunahme ber Bevölkerung war
auch eine nahe ber Stabt gelegene Insel besiebelt toorben, bie vortreffliche
Häfen bot; auf einem Felsen neben ber Insel lag ber berühmte Tempel
des Baal-Melkart. Hiram ließ bie Insel burch Aufschüttungen erweitern
unb schützte sie burch eine sie ganz umschließenbe hohe Mauer, welche
unmittelbar aus bem Meere emporstieg unb gegen bie Lanbseite hin 40 m
hoch war. Jahrhunbertelang war Tyrus ber Hauptvermittler zwischen
Osten unb Westen (vgl. Hesekiel 27!). Nach Hirams Tobe sank Tyrus'
Macht mehr unb mehr. Als 722 Sargon bas Reich Israel zerstörte,
zwang er auch bie Phönizier zur Tributzahlung. Sanherib belagerte
Tyrus fünf Jahre lang, ohne es zu erobern; boch erklärten sich bie
Tyrer schließlich zu einer Tributzahlung bereit. Die wieberholten An¬
griffe der Assyrer, besonbers bie lange Belagerung von Tyrus, sowie bie
inneren Streitigkeiten ermöglichten es vielen Kolonien, bie Herrschast bes
Mutterlaubes abzuschütteln; bazu würbe ben Phöniziern nach unb nach
bie Alleinherrschaft zur See von ben Griechen streitig gemacht, bie ihre
Nebenbuhler sogar im westlichen Mittelmeer, namentlich von Sicilien ber*
brängten (um 700 v. Chr.). Unter Necho II. (609, S. 23) geriet Phö-
nizien Wieb er unter ägyptische Oberherrschaft. Nachbem Nebukabnezar
(S. 33) Jerusalem erobert hatte, rückte er vor Tyrus, bas er 13 Jahre
belagerte, bis bie Stabt sich ber babylonischen Oberhoheit fügte. Als
Cyrus Babylon eingenommen hatte, fielen ihm bie Phönizier ohne Schwert¬
streich zu, auch stellten sie Kambyses bei bessen Zuge nach Ägypten
eine Flotte; bagegen weigerten sie sich, ihn gegen Karthago zu unterstützen;
infolgebessen blieb biefe Stabt verschont. Die Perserkönige behanbelten
bie Phönizier sehr milbe, ba auf bereu Hilfe ihre Seemacht beruhte; aber
auch bie Phönizier hatten Ursache, ber großen persischen Landmacht sich
anzuschließen, um unter bereu Schutze im Osten ungestört Hanbel zu
treiben unb mit ihrer Hilfe bie ihnen verhaßten Griechen aus bem Mittel¬
meere zu verbrängen.
Miircr und ßalnjloutec
§ 12. Das Land.
Der Wohnsitz ber Assyrer unb Babylonier ist bas fruchtbare Zwifchen-
lanb, welches Enphrat unb Tigris inmitten großer Wüsten auf ber
Grenzscheibe bes östlichen unb westlichen Vorberasiens gebilbet haben.
Beibe Ströme entspringen nahe bei einanber aus bem armenischen Hoch-