Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Assyrer und Babylonier. — Wissenschast und Kunst, Handel und Gewerbe. 29 
eigentliche Schicksalssterne an und wiesen jedem derselben einen Gott 
als Schirmherrn zu. Mit der Verehrung dieser sieben Sterne hängt die 
Heilighaltung der Zahl Sieben, sowie die siebentägige Woche, deren Zeit- 
dauer etwa der Länge eines Mondviertels entspricht, zusammen. Auch 
die Namen der nach den Gestirnen (Sonne, Mond. Mars. Merkur, Jupiter, 
Venus, Saturn) benannten Wochentage sind hierauf zurückzuführen. 
Die Priester, an deren Spitze der König stand, hatten die Auf- 
gäbe, das Volk über das Verhältnis der Götter zu einander und zu den 
Menschen zu belehren und vor allem die Sternenbahnen zu beobachten 
und aufzuzeichnen, um daraus, sowie aus anderen Vorzeichen — Finster¬ 
nissen, Kometen, Abendrot, dem Zuge der Wolken, den Träumen — den 
Willen der Götter zu erfahren und das Schicksal der Menschen vorher 
zu bestimmen. So wurden die babylonischen Tempel zu Sternwarten 
und die Priester zu Sterndeutern. Vor jedem wichtigen Unternehmen 
fragten der König, wie auch Privatleute, wie dasselbe verlaufen werde; 
aus der Stellung der Sterne zur Zeit der Geburt eines Kindes bestimmte 
man das Schicksal desselben. Doch beschäftigten die Priester sich auch 
mit Zauberei. Der Gottesdienst war an Unsittlichst und Grausamkeit 
dem der Phönizier ähnlich (2. Kön. 17, 31). 
Von einem Fortleben nach dem Tode hatten die Babylonier 
eine nur dunkle Ahnung. Zwar glaubten auch sie, daß nur ein Teil 
des Menschen vergehe, der andere aber im Schattenreiche fortbestehen 
werde; aber daß die Seele sich mit dem Körper wieder vereinige, glaubten 
sie nicht. Deshalb suchten sie diesen auch nicht vor Verwesung zu schützen, 
sondern besprengten ihn mit wohlriechenden Flüssigkeiten, kleideten ihn 
einfach an und legten ihn ins Grab. t/- 
§ 14. Wissenschaft und Kunst, Handel und Gewerbe. 
Von den Wissenschaften haben sich bei den Babyloniern Astro- 
nomie und Mathematik sehr früh entwickelt; hierin sind sie die Lehrmeister 
des gesamten Morgenlandes geworden. Sie bestimmten die Länge des 
Jahres auf 365V4 Tag und teilten den Kreislauf der Sonnne und danach 
jeden Kreis in 6 x 60 Grade, jeden Grad und die Stunde in 60 Mi¬ 
nuten u. s. w. Sie haben auch zuerst die Sternbilder der Ekliptik aus- 
gesondert und benannt; ebenso wußten sie den Eintritt einer Sonnen- 
finsternis genau vorherzubestimmen. Von ihren arithmetischen Kenntnissen 
zeugen zwei aufgefundene Tafeln mit Quadrat- und Kubikzahleu, sowie eine 
Darstellung eines Systems der Längenmaße. Die übrigen Wissenschaften 
waren in Babylonien vernachlässigt. 
In der Baukunst sind die Babylonier Lehrer der Assyrer und 
durch diese anderer Völker, namentlich der Griechen geworden. Da in
	        
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