32 Morgenländische Völker.
Flammen auf uyd sind nie wieder bewohnt worden; das Volk, welches bis
vor kurzem ganz Vorderasien beherrscht hatte und jahrhundertelang der
Schrecken so vieler Völker gewesen war, wurde unterworfen. Die Sieger
teilten sich die Beute in der Weise, daß den Medern alles Land östlich
und nördlich vom Tigris, den Babyloniern Mesopotamien und Syrien
zufiel. Da zog auch Necho von Ägypten (S. 23) heran, um Anteil an
604 der Beute zu gewinnen, wurde aber von Nebukadnezar, dem Sohne
Nabopolassars, bei Karchemisch am oberen Enphrat besiegt (604). Noch
in demselben Jahre starb Nabopolafsar; unter seinem Sohne wurde das
babylonische oder chaldäische Reich zum zweitenmal eine Vormacht Asiens.
Nebukadnezar II. (604—562) sah es als seine nächste und wich-
tigste Ausgabe an, das von seinem Vater überkommene Reich zu sichern
und zu stärken. Die Städte, namentlich die Hauptstadt, hatten in dem
letzten Kriege sehr gelitten. Die Kanäle und Deiche waren verfallen.
Er umgab Babylon mit einer doppelten Mauer und verschönerte es durch
großartige Paläste; ein mehrere Stockwerk hohes Gebäude trug die be-
rühmten „hängenden Gärten" mit duftenden Blumen und schattigen
Gängen, die mittels Pumpwerke aus demEuphrat bewässert wurden (U.S. 17).
Oberhalb des nördlichsten Kanals ließ Nebukadnezar zum Schutz gegen
feindliche Einfälle von Norden her die 15 Meilen lange sog. „medische
Mauer" von 30 m Höhe aufführen. Sämtliche Kanäle und Deiche wurden
wieder in guten Zustand gebracht und neue gebaut; bei Sepharvaim
ließ er das große Seebecken zur Aufnahme und Verteilung des Über-
schwemmungswassers graben (S. 28) und den ganzen Unterlauf des
Euphrats eindeichen. Zur Hebung des Handels legte er an der Euphrat-
mündung eine Stadt an, ließ die Karawanenstraßen bewachen und dem
Laufe des Euphrats, um das Anfwärtsfahren zu erleichtern, mehrere
Krümmungen geben.
Für den Handel war ihm die Provinz Syrien mit Phönizien wichtig,
die ihm die Pharaonen immer wieder zu entreißen strebten. Von Necho
aufgereizt, verweigerte König Jojakim von Inda Nebukadnezar den
schuldigen Tribut. Aber schnell, bevor die ägyptische Hilfe kam, erschien
ein chaldäisches Heer vor Jerusalem; Jojakim starb, sein Sohn Joch achin
mußte die Stadt übergeben und wurde mit den Schätzen des Palastes
und des Tempels und dem ganzen Adel nach Babylon fortgeführt. Zum
Könige des so entkräfteten Landes ward Zedekia eingesetzt (2. Kön. 24).
Auch dieser ließ sich trotz der Warnung des Jeremias (Jerm. 27 u. 28)
von dem Pharao Hophra zu einem Bündnis gegen Babylonien verleiten,
uud wieder täuschte ihn seine Hoffnung auf ägyptische Hilfe (Jer. 37).
Zwar rückten die Ägypter zum Entsätze heran; aber Nebukadnezar trieb
sie zurück und nahm die Belagerung wieder auf. Nach erbitterter Gegen-
586 wehr siel endlich die Stadt. Der König floh, wurde aber wieder