Ludwigs XIV. Glanzzeit. 41
Straß bürg, Wilhelm von Fürstenberg, zum Erzbischof von Köln ge-
wählt zu sehen; alle deutschdenkenden Männer aber, auch der Kaiser und der
Papst, waren gegen diesen französischen Söldling. In Wahrheit bewegten
Ludwig XIV. Ländergier und Eisersucht auf die Erfolge des Kaisers im
Türkenkriege (S. 61). Ilm seinen Gegnern das Eindringen in Frankreich
zu erschweren, ließ Ludwig XIV. das ganze gesegnete Land der Pfalz
und am Mittelrhein in eine Wüste verwandeln. Heidelberg ging zum
Teil in Flammen aus; hohnlachend ließ der französische General Melac
die Stadtmauern und die Türme des prächtigen Heidelberger Schlosses
sprengen. Dann folgten die blühenden Städte und Dörfer an der Berg-
straße. Die armen Einwohner, welche ihr Eigentum in Sicherheit bringen
wollten, wurden erschlagen oder verjagt; überall lagen erfrorene oder
verhungerte Menschen. In Mannheim mußten die Einwohner selber ihre
Gebäude und Festungswerke zerstören Helsen; dann trieb man sie in die
Winterkälte hinaus. Worms wurde bis auf den Dom in einen Aschen-
Haufen verwandelt; in Speyer verjagten die Mordbrenner die Einwohner,
zündeten die ausgeplünderte Stadt und den Dom an und trieben mit den
Gebeinen der alten Kaiser ihren Spott.
Diese Schandthaten des „allerchristlichsten" Königs empörten fast
ganz Europa; alle Nachbarn Frankreichs — der Kaiser und die meisten
deutschen Fürsten, England, Holland, Spanien, Savoyen und Dänemark —
schlössen die große Allianz. Aber der Kaiser führte den Krieg am
Rhein nur lau; er verwendete seine Kraft lieber zur Vergrößerung seiner
Hausmacht gegen die Türken. Die Seele des Bundes war Wilhelm III.
von Dramen, der von Ludwig XIV. allerdings auch am meisten zu fürchten
hatte. Sieben Jahre lang wurde der Krieg ohne erhebliche Erfolge fort-
gefetzt. Obwohl Ludwig XIV. seinen Gegnern überlegen war, sehnte er
sich doch nach Frieden, weil die Kraft seines Landes erschöpft war und
ein neuer großer Krieg in Aussicht stand, der ihm noch größeren Ge¬
winn versprach: der spanische Erbfolgekrieg (S. 67). Daher kam es
1697 zu dem Frieden zu Ryswijk (nahe dem Haag), in welchem
Deutschland, von seinen Bundesgenossen verlassen, Straßburg und die
„Reunionen" im Elsaß, ebenso Saarlouis in den Händen der Franzosen
lassen mußte, alles Übrige aber, also auch Lothringen, Freiburg, Breisach,
Luxemburg zurückerhielt. Ludwig XIV. erkannte sogar seinen gefähr-
lichsten Gegner, Wilhelm III., als König von England an. Im Ein-
Verständnis mit dem Kaiser und Ludwig XIV. wurde dem Friedenstier-
trage die „Ryswijker Klausel" angehängt, wonach der kirchliche Zustand
in den von Frankreich zurückgegebenen Orten so bleiben sollte, wie er
während der feindlichen Besatzung gewesen war. Dadurch wurde in
vielen bisher evangelischen Gemeinden der Pfalz die katholische Lehre
wieder eingeführt, und Tausende der reformierten Pfälzer mußten ihre