Full text: Alte Geschichte (Teil 1)

Die Ägypter. 3 
aber wurden einbalsamiert und in heiligen Gräbern bestattet. Die 
allgemeinste Verehrung genoß der Apis in einem Tempel zu Memphis. 
Nach dem Glauben der Ägypter war Osiris dem Typhon nicht völlig erlegen, 
sondern lebte auf Erden in einem schwarzen Stiere, dem Apis, fort, den die 
Priester an gewissen Zeichen erkannten. Derselbe war schwarz, hatte auf der Stirn 
einen dreieckigen weißen Fleck, unter der Zunge ein Gewächs in Gestalt eines 
dem Ptah geheiligten Käsers, auf dem Rücken weiße Flecke in Gestalt eines 
Adlers und im Schwänze zweifarbige Haare. Dem Apis wurde wie einem (Sötte 
gedient; starb er, so trauerte das ganze Land, bis ein neuer Apis gesunden war; 
aus die Bestattung des verstorbenen wurden oft 100 Talente (ä 4000 <M.) verwandt. 
Die Ägypter glaubten an ein Fortleben der Seele nach 
dem Tode, das sie aber von der Fortdauer des Leibes als abhängig 
sich dachten. Daher verwandten sie so große Sorgfalt aus die Ein- 
balsamierung des Leichnams; wie weit sie es in dieser Kunst gebracht, 
sieht man an den noch jetzt vorhandenen Mumien. 
d. Die Baudenkmäler der Ägypter erregen noch heute durch die auf 
uns gekommenen Überreste unsere Bewunderung. In der westlich vom 
Nil sich hinziehenden Gebirgskette befinden sich die großen Gräberfelder, 
die Katakomben, aus vielen Reihen übereinander liegender Kammern 
bestehend, von denen jede einen Mumiensarg enthält. Die Kammern 
sind in den Felsen gehauen und durch Gänge mit einander verbunden, 
die Wände mit Bildern und Inschriften bedeckt. Auch die Königs- 
gräber befinden sich hier, große Grabkammern mit Gängen, Lorhallen, 
Sälen und Kapellen, alle in Stein gehauen. Die Könige begannen 
gleich nach ihrem Regierungsantritte mit dem Bau ihres Felsengrabes; 
die meisten bedeckten dasselbe mit Steinen und Mauerwerk und vergrößerten 
es von Jahr zu Jahr durch umgelegte Steingürtel. So entstanden die 
Pyramiden, vierseitige Bauwerke mit breiter Grundfläche*, die 
treppenartig aufsteigen und oben spitz zulaufen. Die Steine liegen ohne 
Mörtel aufeinander und werden nur durch ihre Schwere zufammenge- 
halten. Die Außenseiten waren mit glatten Quadersteinen bedeckt, 
welche aber mit der Zeit abgefallen sind. Zur innern Grabkammer 
führte ein schmaler Gang, durch welchen die Leiche hineingeschafft wurde. 
Die Pyramiden finden sich am häufigsten in Mittelägypten, bald in 
Gruppen — bei Memphis allein 70 in einer langen Reihe —, bald 
einzeln. Die Obelisken 2 sind vierseitige, oben spitz zulausende 
Säulen von 15—50 m Höhe, aus einem Stein gehauen. Sie mußten 
1 Die größte gehört zn den 3 großen Pyramiden bei Gizeh (fpr. Dsise), 
in der Nähe Kairo's. Sie ist 131 m hoch und unten 218 m breit. 100 000 
Menschen sollen 30 Jahre daran gebaut haben. Etwa 15 m über der Grund¬ 
fläche beginnt in der Mitte der Nordseite ein allmählich sich senkender Gang, 
der zu einer tief in den Felsen des Bodens eingehauenen Grabkammer führt, 
welche 30 m unter der Grundfläche der Pyramide liegt. Aus dieser Kammer 
führt ein auswärtssteigender Gang zu zwei, senkrecht übereinander liegenden Ge¬ 
mächern. 
2 Mehrere derselben kamen durch den Kaiser Augustus nach Rom. 1834 
wurde eine nach Paris gebracht, die „Nadel der Kleopatra" befindet sich seit 
1878 in London. 
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