Object: Die Nazional-Geschichte der Bayern für Schule und Haus

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immer aus, eben so kunsttreibende Mönche. Unter das Land¬ 
volk brachten die Minoriten, welche von Haus zu Haus bet¬ 
telten, einige Bildung und strengere Sitten. Aber die alten 
Mönche, Väter (patres) wurden träge und im Reichthum der 
Klöster schwelgerisch. Die strengen Klosterpflichten fielen ih¬ 
nen lästig, sie wälzten daher alle persönliche Arbeit in Haus 
und Garten und Kirche auf die Lehrlinge des Klosterlebens, 
die Laienbrüder (fratres). Die Weltgeistlichen ergaben sich 
gleichem Wohlleben. Die meisten Pfaffen hatten Beischläfe¬ 
rinnen (Pfaffenkunnen), und Pfaffen- und Nonnenkinder wa¬ 
ren keine Seltenheit. Auch trieb der Daemon incubds häufig 
sein Wesen bei jungen Wittwen und einsamen Töchtern in 
Nachtstunden. Die Geistesärmurh solcher Pfaffen war treue 
Pflegerin des Volkes Unwissenheit in göttlichen und natürli¬ 
chen Dingen, und der heilige Bannstrahl die Schutz- und 
Trutzwaffe gegen jeden Angriff ihres tief begründeten Ansehens 
bei dem dumm-frommen Landvolke. 
Am meisten wurde der Volksaberglaube dazu benutzt, die 
Juden zu verfolgen, die ihres Glaubens, ihrer erblichen Wu¬ 
chersucht und ihrer stinkenden Unreinlichkeit wegen, ein allge¬ 
mein verachtetes und mißhandeltes Volk waren. Sie mußten 
unter hartem Drucke in engen Gassen eingesperrt leben, und 
konnten sich nur vom Schacher ernähren, weil man sie weder 
Grund noch Boden besitzen, noch an einer Zunft Theil nehmen 
ließ. Schwor ein Hebräer vor dem Richter, mußt' es auf ei¬ 
ner Sauhaut geschehen, unter abenteuerlichen schauderhaften 
Verwünschungen seiner selbst. Welcher Ehristenmensch, durch 
die Schönheit einer Jüdin geblendet, mit ihr Minne trieb, 
ward mit ihr übereinander gebunden, lebendig verbrannt. 
Bald mußten die Juden Christenkinder gestohlen und umge¬ 
bracht, bald Brunnen vergiftet, bald geweihte Hostien durch¬ 
stochen haben. Bloß auf ein solches Gerücht hin wurden sie 
zu Hunderten ermordet, verbrannt, gespießt, ersäuft und ihrer 
Schätze beraubt. Auch die Kaiser, auch Ludwig trug kein 
Bedenken, sich ihrer Schätze zu bedienen, und »seine mit Leib 
und Gut eigene Kammerknechte» allzumal an reiche Städte
	        
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