ns
Neue Geschichte.
gehörten außer Albrecht noch Johann von Küstrin, sowie Philipps
Sohn, Wilhelm von Hessen, und ein Herzog von Mecklenburg
zu den Verbündeten. Leider gestatteten diese Fürsten dem französischen
König die Besetzung der deutschen Städte Cambrai, Metz, Toul
und Verdun, dereu Bewohner französisch redeten.
Moritz hatte seine Bündnisse mit so bewunderungswürdiger Vorsicht
abgeschlossen, daß weder seine eignen Räte, noch der Kaiser etwas davon
gemerkt hatten. Als Magdeburg sich unter günstigen Bedingungen er¬
gab, behielt er sein Heer zusammen und führte es nach Süddeutschland.
Die geistlichen Kurfürsten schrieben dem Kaiser vom Konzil zu Trient
aus ihren Verdacht; er aber erwiderte ihnen, sie sollten sich nicht durch
jedes Gerücht in Furcht setzen lassen. Er meinte, eine solche Verstellung
sei bei einem deutschen Fürsten unerhört, und er habe Moritz nie Anlaß
zur Unzufriedenheit gegeben. Letzterer wußte sich schriftlich zu rechtfertigen
und den Kaiser in Sicherheit zu wiegen. Zum Scheine ließ er sich
sogar in Innsbruck, wo der Kaiser war, eine Wohnung mieten. Auf
der Reise dahin stellte er sich plötzlich krank und ließ den Kaiser davon
benachrichtigen. Dann zog er im März 1552 seine Truppen zusammen
und trat offen gegen den Kaiser auf. Er beschuldigte diesen, daß er ihre
wahre christliche Religion, wie sie dieselbe zu Augsburg bekannt, ausrotte;
die Gefangenschaft Philipps nannte er eine „Infamie und Unbilligkeit."
Namentlich beklagte er sich über die grausamen spanischen Truppen,
die Karl gegen seinen Schwur ins Land geführt habe; er wolle die
Deutschen „zu einer solchen unerträglichen, viehischen, erblichen Servitut,'
Joch und Dienstbarkeit bringen, wie bei andern Nationen vor Augen sei."
Von Augsburg rückte er vor die Ehrenberger Klause (im'Norden
Tirols, am Lech), die von Kaiserlichen besetzt war. Ein Schäfer zeigte ihm
in der Nacht einen geheimen Pfad auf den Felsen; ein verwegener Sturm
öffnete die Pforten, und die überrumpelte Besatzung ergab sich. Als aber
die Soldaten den Lohn nicht gleich bekamen, den Sturmlaufende nach
alter Sitte erhalten mußten, entstand eine Meuterei, durch welche Moritz
einen Tag aufgehalten wurde. So hatte Karl Zeit, sich zu retten. Nachts,
bei schrecklichem Regenwetter, brach er auf. Seine Diener trugen ihn in einer
Sänfte nach Villach in Kärnthen, 30 Meilen von Innsbruck; mit Fackeln
in der Hand fanden sie ihren Weg durch die Pässe der Tiroler Alpen.
Karl mußte nachgeben. Auch sein Bruder Ferdinand war insgeheim mit
Moritz im Bunde, weil Karl feinen Sohn, den finstern Philipp, zu
seinem Nachfolger im Reich machen wollte, während Ferdinand gleich¬
falls auf die deutsche Krone hoffte. So kam es zum Passau er Ver-
1552 trage, durch welchen vorläufig jeder Kampf aufhörte und die gefangenen
Fürsten freigegeben wurden; das Interim ward aufgehoben, und die
vertriebenen Geistlichen kehrten zurück.
Moritz' früherer Waffengefährte, Albrecht Alcibiades, ließ sich
durch den Passauer Vertrag vom Kampfe nicht abhalten. Zunächst unter¬
stützte er den Kaiser, der leider vergeblich versuchte, Metz den Franzosen
wieder abzunehmen, so daß diese wichtige Stadt dem Reiche verloren
1 Knechtschaft.