f *
110 Deutschland unter der Vorherrschaft der Habsburger.
Häusern. Hieraus entsprangen wilde Fehden, die weite Gebiete Deutsch-
lands verheerten.
So führte ber Markgraf Albrecht Achilles von Ansbach-Bayreuth an ber
Spitze zahlreicher Fürsten unb Bischöfe gegen eine Reihe ftänkischer und schwä-
bischer Stäbte unter Nürnbergs Leitung bte sog. Nürnberger Fehde (1449/50),
1450 erlitt jeboch bei Pillenreut (sM. v. Wrnberg) eine Nieberlage. — Zwischen
ben Nachfolgern des Kurfürsten Friebrich I. von Sachsen wütete ber Sächsische
Bruderkrieg (1446—1451). — Der Kaiser unb bie mit ihm verbünbeten Hohen-
zollern entzweiten sich mit ber Mehrheit ber Fürsten, an beten Spitze bie beiden
Wittelsbacher Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz und Herzog Ludwig
der Reiche von Landshut standen. Dabei siegte Friedrich von der Pfalz über seine
1462 Gegner bei Seckenheim (a. d. Neckarmündung), Herzog Ludwig im gleichen
1462 Jahre über ben Marlgrafen Albrecht Achilles bei Giengen (norböftl. v. Ulm).
Schließlich gelang es bem Kaiser, einen aus Fürsten und Städten
1488 bestehenben Schwäbischen Bund zu stiften, der dem Lanbfrieben zugute
1489 kam. Im folgenben Jahre wußten es bte Reicht stäbte sogar durch¬
zusetzen, daß sie als „drittes Kollegium" (neben den Kurfürsten und Für-
sten) dauernd die „Reichsstanbschast", d. h. Sitz unb Stimme aus den
Reichstagen, erhielten.
2. Die Verhältnisse in den Grenzgebieten. Während der schwachen
Regierung Friedrichs III. wurden die Grenzlande des Reiches dem deut-
scheu Einfluß mehr unb mehr entfrembet, sodaß Deutschland bedeutende
Gebietsverluste erlitt und zwar
1460 a) im Norden und Nordosten: Schleswig'Holstein kam an Dänemark,
allerdings unter der Bedingung, daß die beiden Herzogtümer „auf ewig un¬
geteilt" bleiben follten1). Der Deutfchorben unterlag wiederholt ben Polen
1466 unb mußte schließlich im Frieben von Thorn (1466) Westpreußen ganz an Polen
abtreten unb für Ostpreußen wenigstens bie polnische Lehensherrlichkeit an¬
erkennen.
b) Im Osten unb Südosten: Böhmen unb Ungarn entzogen sich ber deut¬
schen Herrschaft zunächst vollständig und zwar wegen der Türkengefahr. Die
1453 Türken hatten nämlich teils schon vor teils nach der Eroberung KonstanttnopelS
die Balkanhalbinsel nebst den unteren Donauländern an sich gerissen und bedrohten
von hier aus Ungarn, Polen, die österreichischen Wpenländer, ja sogar Böhmen.
Als nun Ladislav (I.) Postumus kinderlos starb (1457), wählten die Böhme«
1458 und bie Ungarn einheimische Könige. Friebrich III. erbte nur Osterreich (im
engeren Sinne; f. Stammtafel). — [Böhmen unb Ungarn würben bann später
unter Labislav II., einem Neffen Labislavs I., wieder bereinigt und fielen schlie߬
lich durch Heirat (allerdings erst 1526) dennoch an Österreich.]
c) Im Süden unb Westen: Die Schweizer Eidgenossen brachten alle
Gebiete an sich, bie das Haus Habsburg bisher noch in der Schweiz besessen hatte.
Seitdem gehörte bie Schweiz nur noch bem Nomen nach zum Deutschen Reiche.
i) Auf Grund dieser Bestimmung und dadurch, daß Holstein wenigstens dem Namen
nach im deutschen Lehens°(also Reichs-)verband blieb, war es dann später (1866) möglich,
die beiden Herzogtümer dem Deutschen Reiche zurückzugewinnen.