Full text: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) [bis zum Westfälischen Frieden] (Bd. 2)

Die Erfindungen. 
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Das änderte sich, als man im 15. Jahrh. begann, von geschnittenen 
Holztafeln Abzüge in größerer Anzahl zu fertigen. Weltgeschichtliche Be- 
dentung erhielt die Erfindung aber erst dadurch, daß es dem Mainzer Bürger 
Johann Gutenberg gelang, bewegliche Lettern aus Metall herzu- um 1450 
stellen, die man in beliebiger Anordnung zusammensetzen, mehrfach ab- 
drucken und dann zu anderweitigem Gebrauche auseinandernehmen konnte. 
Die neue Kunst gewann für das geistige Leben der Menschheit eine geradezu 
unermeßliche Wichtigkeit. Fortan konnten Bücher und andere Druckschriften 
billiger hergestellt und damit weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden. Die 
Bildung war nun nicht mehr ausschließlich ein Sondergut der bevorzugten Stände, 
sondern drang allmählich auch unters Volk. Die Presse und das daraus hervor- 
gehende Zeitungswesen entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer 
Weltmacht. 
II. Die großen überseeischen Entdeckungen. 
Schon die Kreuzzüge waren teilweise mit durch die Absicht ins Leben 
gerufen worden, zwischen dem europäischen und dem indisch-chinesischen 
Kulturkreis eine unmittelbare Handelsverbindung herzustellen und die 
Vermittlung der arabisch-türkischen Welt auszuschalten. Als der Plan mit 
dem Scheitern der Kreuzzüge mißglückt war, konnte das angestrebte Ziel 
nur mehr dadurch erreicht werden, daß man einen direkten Seeweg nach 
Indien und Ostasien fand. Wegen der Kugelgestalt der Erde kamen hiefür 
zwei Richtungen in Betracht, die östliche und die westliche; jene schlugen 
die Portugiesen, diese die S p a n i e r ein1). 
1. Die Fahrten der Portugiesen. Schon in der ersten Hälfte des 
14. Jahrhunderts waren Genuesen bis zu den Azoren gelangt. Ihren 
Spuren gingen die Portugiesen nach, wobei vor allem Prinz Heinrich 
der Seefahrer die Anregung gab. Der Besetzung von Madeira f 1460 
(1420) folgte die Entdeckung des Grünen Vorgebirges. Bartholomäus 
Dias erreichte 1486 das „Sturmkap", von König Johann II. „Kap der 
Guten Hoffnung" genannt, und Vasco da Gama landete glücklich in 
Ostindien (im Hafen von Kalikut an der Küste Malabär). — Um die portu- l*98 
giesische Stellung in Indien zu besagen, wurde Cabral abgesandt; 
er kam auf der Fahrt zu weit nach Westen und entdeckte Brasilien, das er 1500 
für eine Insel hielt und für sein Land in Besitz nahm. 
i) Der Mut zu Fahrten in den offenen Ozean und besonders nach Süden wurde 
lange Zeit beeinträchtigt durch irrige Vorstellungen von der Gestalt der Erde als einer 
Scheibe, von der Unbewohnbarkeit der heißen Zone u. dgl. Erst der aufkommende 
Humanismus, der die geographischen Kennwisse des Abendlandes erweiterte, hat neben 
der Anwendung des Kompasses zur Hebung des Wagemutes beigetragen. So zeichnete 
der florentinische Gelehrte Toscanelli (um 1475) für die Portugiesen eine Karte 
des Atlantischen Ozeans und der Nürnberger Martin Behaim, der längere Zeit in 
portugiesischen Diensten stand, fertigte den ersten Globus (1492).
	        
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