Full text: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) [bis zum Westfälischen Frieden] (Bd. 2)

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Der Zerfall des Frankenreiches. 
a) Italien wechselte wiederholt die Herrscher, bis es schließlich (962) mit 
Deutschland vereinigt wurde. 
b) Burgund entwickelte sich in seinem Hauptteil allmählich zu einem selb- 
ständigen Königreich, kam aber dann (1633) ebenfalls an Deutschland. 
c) Lothringen fiel schon früher an Deutschland; es bildete zunächst einen 
Gegenstand des Streites zwischen den oft- und den westfränkischen Herrschern, 
870/80 bis es durch die Verträge von Mersen (a. d. Maas) und Verdun-Ribemont 
(letzteres a. d. Oise) größerenteils dem ostfränkischen Reiche angegliedert wurde. 
Kleinere Teile von Burgund und Lothringen kamen an Westfranken. 
2. Das Ostsränkische Reich. Ludwig der Deutsche (843^526), der 
den Titel „König der Bajuwaren" führte, betrachtete Äayern als das 
Kernland des Ostfränkischen Reiches und hatte deshalb seinen Sitz in 
Regensburg. Durch die Verträge zu Mersen und Verdun-Ribemont 
gelang es, die deutschsprechenden Länder zu einem Staate zu vereinigen. 
Ludwig erscheint somit als der erste deutsche König. Doch war das Gefühl 
der Zusammengehörigkeit in den deutschen Stämmen noch nicht sehr groß. 
Nach außen hin litt das Reich unter den Einfällen der Normannen; 
diese kamen auf ihren kleinen, flinken Schiffen aus Skandinavien, plün- 
derten die deutschen Küsten und fuhren sogar die Ströme aufwärts (so 
bis Hamburg, ja sogar bis Köln). Ferner bildete sich im Osten ein Groß- 
mährisches Reich, das, von Mähren ausgehend, alle Slaven zusammen- 
zufassen suchte und dadurch für Deutschland gefährlich wurde. — Ludwigs 
jüngster Sohn 
Karl der Dicke (876—887) erbte nach dem Tode seiner Brüder und 
Verwandten ganz Ostfranken, Burgund und Italien nebst der Kaiserkrone; 
auch in Westfranken wurde er mit Umgehung eines minderjährigen Prinzen 
zum König gewählt. Er vereinigte also nochmals auf kurze Zeit das ge- 
famte Reich Karls des Großen. Doch erwies sich der schwächliche und kränk- 
liche Herrscher als unfähig. Statt z. B. die Normannen, die u. a. auch 
Paris belagerten, tatkräftig zu bekämpfen, erkaufte er ihren Abzug durch 
ein Lösegeld und gewährte ihnen sogar in Burgund Winterquartiere. 
887 Deshalb wurde er auf einem Reichstag zu Tribur (südöstl. v. Mainz) 
abgesetzt. In Deutschland folgte fein Neffe 
Z" Arnnls von Kärnten (887—899). Dieser besiegte die Normannen 
891 bei Löwen (südöstl. v. Gent) und machte dadurch ihren Einfällen nach 
Deutschland ein Ende. Auch die Mähren bekämpfte er erfolgreich mit 
Hilfe der Ungarn (Magyaren), eines finnifch-mongolifchen Reitervolkes, 
das aus den Steppen am Ural ins Theiß- und Donautiefland eingewandert 
war. Infolgedessen löste sich das Großmährische Reich auf. Arnulfs kränk- 
licher Sohn 
y 9ii Ludwig das Kind, der als 7jähriger Knabe den Thron bestieg, war 
der letzte Karolinger in Deutschland. Unter ihm drohte das Reich aus-
	        
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