Die Kultur des Islam. 47
kus wurden in Westeuropa sehr geschätzt. Der arabische Handel erstreckte sich
von Bagdad aus östlich bis Indien und China (Seide), südlich bis Nubien (Elsen-
bein, ^Straußenfedern), nördlich bis Byzanz und Südrußland, ferner zu den
italienischen und spanischen Häfen.
b) Wissenschaft und Literatur. Besonders eifrig pflegten die Araber die
Nawrwissenschasten, namentlich die Chemie; ferner bildeten sie die Mathe-
.rrtati! und Astronomie weiter und brachten die sog. arabischen Ziffern aus
Asien nach Europa. — Leidenschaftlich liebten die phantasiereichen Araber
Märchen (vgl. die Märchensammlung „Tausend und eine Nacht").
c) Die bildende Kunst. In der Baukunst liebten die Araber vor allem das
Zierliche. Deshalb bildeten der arabische oder maurische Stil, der sich im all-
gemeinen an den byzantinischen anschloß (S. 38) hauptsächlich die Schmuck-
und die Bogeusormen eigenartig aus. Kennzeichnend sind die schlanken, hohen
Säulen, die herrliche Bemalung, die bienenzellenartigen Stalaktitengewölbe^)
und die Verzierungen aus phantastisch verschlungenen geometrischen Linien
und Figuren (Arabesken). Bei den Moscheen (Tempeln) ragen die Minärets
empor, sehr schlanke Türme, von denen aus die Gläubigen zu den regelmäßigen
Gebeten aufgerufen werden. Zu den berühmtesten Moscheen zählen die in Cor-
dova (jetzt ein christlicher Dom) und die in Jerusalem (errichtet auf der Terrasse
des ehemaligen Salomonischen Tempels). Der schönste maurische Palast ist die
Alhambra (das Rote Haus) in Granada mit dem anmutigen Löwenhof (benannt
nach 12 Löwen aus schwarzem Marmor, die eine Alabasterschale mit einem Spring-
brunnen tragen).
C. Das Zeitalter der Borherrschast des römisch-
deutschen Kaisertums und des Papsttums.
Übersicht.
Nachdem der Versuch der Karolinger, die abendländische Christenheit
des Festlandes in einem Gesamtreich zu vereinigen, gescheitert war, trachtete
das deutsche (ostfränkische) Königtum durch die Errichtung des römisch-
deutschen Kaiserreiches die Vorherrschaft im Abendlande zu gewinnen.
Je eifriger indes die deutschen Kaiser nach der Weltherrschaft strebten,
desw mehr vernachlässigten sie ihre Aufgaben innerhalb Deutschlands,
nämlich Sicherung von Recht und Ordnung, Ausbreitung des Deutschtums
unter den Slaven u. dgl. Deshalb wandte sich die Masse des deutschen
Volkes mehr und mehr den Stammesfürsten zu, die an Stelle der Kaiser
diese nationalen Aufgaben übernahmen. Dies führte zu einem Gegensatz
zwischen Königwm und Stammesfürstentümern. Daneben entbrannte
ein Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, die sich über die Abgrenzung
ihrer beiderseitigen Machtbereiche nur schwer einigen konnten. Ehe noch
der Streit zwischen Kaiser und Papst entschieden war, kam es in den sog.
Kreuzzügen zu einem Zusammenstoß zwischen dem christlichen Abend-
i) unter Stalaktiten versteht man herabhängende Tropfsteingebilde.