4. Die Slaven in der Provinz Sachsen.
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Endung —borf kann man schon aus ber Lage schließen, baß sie einer
jüngeren Zeit angehören; sie bringen schon viel weiter gegen die
Waldhöhen, Sumpfgebiete unb unfruchtbaren Lanbstriche vor als bie
bisher besprochenen. Vielfach haben sie gleiche Lage mit beit Ort¬
schaften auf —robe, bie erst in ber letzten Periode burch Robung
der Wälber entstanden sinb.
4. Die Slaven in der Provinz Sachsen.
1. Vordringen der Slaven aus Osten. Die beutschen Volks-
stamme im Gebiete ber Provinz Sachsen würben von Osten her von
den Slaven ober Wenben bebroht, von benen bie zwischen Saale
unb Mulbe wohnenden Stämme auch Sorben, unb bie zwischen
Mulbe unb Elbe wohnenben Daleminzier genannt würben. Schon
im 6. Jahrhunbert waren bie östlichen Teile unserer Provinz bis an
die Elbe von ihnen besetzt. Aber noch weiter drangen sie vor: bald
nahmen sie bie ganze nörbliche Altmark ein; bie jetzige Setzlinger
jpeibe hieß früher Wenbenheibe unb war mit vielen kleinen Dörfern
besetzt, bereu Überreste sich noch hier unb ba sinben.1) Nach bein
Unterlauf ber Ohre zu werben bie wenbischen Ansieblungen spärlicher,
süblich von ber Ohre verschwinben sie fast ganz, bis sie bann weiter
nach Magbeburg hin wieber zunehmen unb nach ber Saale zu immer
zahlreicher werben; rechts von ber Saale war alles Lanb von ihnen
besetzt. Dieser Fluß bilbete längere Zeit ben Grenzgraben zwischen
Deutschen unb Wenben. In zahlreichen kleinen Ansieblungen hatten
sie zunächst bie Stromnieberungen unb bie Ebenen vor bem Gebirgs-
lanbe besetzt; später erst schoben sie sich in ben engen Flußtälern bie
Vorberge hinauf, unb selbst auf ben Höhen bes Gebirges sinben sich
Spuren statischer Siebelungen.
2. Siedelungen der Wenden. Die Wenben wohnten in kleinen
Dörfern; Stäbte gab es bei ihnen noch nicht, wohl aber schon be¬
festigte Burgen, bie mit Erb- unb Steinbämmen, Holzmauern und
Pfahlwerk umgeben waren. Die charakteristische Form ber statischen
Siebelnng ist ber sogenannte Runbling: Die Gehöfte lagen fächer¬
artig um einen hufeisenförmigen Platz, ber nur einen Zugang hatte;
in ber Mitte bes Platzes befanb sich" ber Dorfteich, später, in christ¬
lichen Zeiten, staub hier auch bie Kirche unb bie Schule, sowie auch
die Schenke. Auf der vom Platz abgewendeten Seite reihen sich an
die Häuser die Nebenräume an, weiter nach außen liegen die Gärten,
die sich keilförmig verbreitern. Um das Dorf ging häufig ein Graben
mit einer Dornhecke. Noch heute läßt sich bei manchen Dörfern diese
x) Als der Kurprinz Johann Georg von Brandenburg 1560 das Jagdschloß
Letzlingen baute, war das alte Dorf schon wüst.