Friedrich Barbarossa. 131
geblüht war, gehörte demselben an. Dem Kaiser zum Trotze wurde
eine neue Festung erbaut und dem Papste zu Ehren Alessandria
genannt. Auf zwei neuen Zügen suchte Friedrich seine Feinde zu über¬
wältigen; aber Krankheiten aller Art rafften die Blüte seines Heeres
dahin. Sieben Monate belagerte er die Festung Alessandria ver¬
geblich; da kam die Nachricht, ein großes lombardisches Heer sei im
Anzuge. In größter Eile hob der Kaiser die Belagerung auf und
griff zu seiner letzten Stütze, indem er Heinrich den Löwen aus
Deutschland zu sich rief. Freilich kam Heinrich, aber ohne Heer.
Zwischen den bisherigen Freunden war dadurch eine Mißstimmung ent¬
standen, daß Friedrich dem verschwenderischen, kinderlosen Oheim Heinrichs
dessen Erbgüter in Bayern und Schwaben abgekauft hatte, die sonst durch
Erbschaft hätten an Heinrich fallen müssen. Auch glaubte dieser, besonders in Rück¬
sicht aus seine slavischen Besitzungen, nicht lange aus Deutschland fern bleiben zu
dürfen. Er gab vor, er sei durch die vielen Feldzüge an Kräften erschöpft,
versicherte aber, gern mit Gold und Silber zur Bildung eines neuen Heeres
behilflich sein zu wollen. Darauf erwiderte der Kaiser: „Der Herr des Himmels
hat dich über alle Fürsten erhöhet. Nie habe ich dir einen Wunsch abge¬
schlagen und war stets bereit, dich in allen deinen Ehren und Würden zu
fördern. Und nun willst du mich verlassen, wo die Ehre der Deutschen, der
Ruhm deines Kaises und der Preis meines ganzen Lebens auf dem Spiele
steht?" Aber der stolze Löwe blieb ungerührt. Da, so wird erzählt, warf sich
ihm der Kaiser zu Füßen und umfaßte Heinrichs Kniee. Als auch dies seinen
Sinn nicht beugte, trat die Kaiserin herzu und sprach: „Lieber Herr und
Gemahl, stehet aufl Gott wird euch Hilfe leisten, wenn ihr einst dieses Tages
und dieses Hochmuts gedenkt." Der Kaiser erhob sich; Heinrich ritt stolz nach
Deutschland zurück.
So mußte Friedrich dem Feinde allein entgegentreten. In dieser,
den Lombarden günstigen Zeit lieferten sie die entscheidende Schlacht
bei Legnano (spr. Lenjano). Der Kaiser selbst drängte in die Mitte 1176
des feindlichen Heeres. Da erscholl der Ruf: „Der Kaiser ist tot!"
und Schrecken und Verwirrung folgten. Die Deutschen gaben jeden
Widerstand auf und erlitten eine gänzliche Niederlage. Allgemein
galt der Kaiser für tot, bis er am vierten Tage wieder zu den Seinen
kam. Hierauf begehrte er den Frieden. Der Papst und die lom¬
bardischen Städte waren dazu bereit. Diesen mußte Friedrich das
Recht einräumen, ihre Behörden selbst zu wählen; sie waren dem
Kaiser also nur noch dem Namen nach Unterthan.
d. Strafgericht über Heinrich den Löwen. Friedrich kehrte
nach Deutschland zurück und lud Heinrich den Löwen vor sein
Gericht, um ihn für seinen Abfall zu strafen. Aber der Lowe kam
nicht. Da sprach Friedrich die Acht über ihn ans und beraubte ihn
seiner Herzogtümer. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, der
Stammvater des jetzigen bayrischen Königshauses, Sachsen der As-
kanier Bernhard, ein Sohn Albrechts des Bären. Jetzt erhob
der Löwe zu einem verheerenden Kriege die Waffen und widerstand
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