Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Das Rittertum. 
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23. Mittelalterliche Zustände. 
1) Pas Htttterlum. 
a. Die Erziehung des Ritters. Die Ritter bildeten im 
Mittelalter die Hauptstärke eines Heeres; denn sie waren den Fu߬ 
gängern nicht nur durch bessere Rüstung überlegen, sondern auch da¬ 
durch, daß sie für den Kriegsdienst erzogen wurden. Schon mit 
dem siebenten Jahre ward der Knabe von adeliger Herkunft in das 
Schloß eines anderen Ritters gebracht, um hier als Edelknabe mit 
anderen Altersgenossen im Dienste seines Herrn und in ehrfurchts¬ 
vollem Umgange mit Edelfrauen die ersten Anfänge der Rittersitte 
zu lernen. Er wartete bei der Tafel auf, säuberte seinem Herrn die 
Waffen und übte sich im Reiten, Fechten und Schießen; so härtete er 
seinen Körper ab und lernte Gehorsam und Zucht. Mit dem vollen¬ 
deten vierzehnten Jahre ward er durch Umgürtuug mit einem vom 
Priester geweihten Schwerte wehrhaft. Er hieß jetzt Knappe oder 
Junker (Jungherr) und lernte die Waffenkunst in strengen Übungen. 
Er legte seinem Herrn die Waffen an und begleitete ihn zu jeder 
Zeit, zu der Lust der Jagd, der Feste und Waffenspiele, sowie in die 
ernste Schlacht. Treue Anhänglichkeit und Sorge für seinen Herrn 
war seine höchste Pflicht; ihn in der Schlacht mit Schild und Schwert 
zu decken, ihm das Leben zu retten oder das eigene für ihn hinzu¬ 
geben, war der höchste Ruhm, den ein Knappe sich erwerben konnte; 
Treue war seine höchste Tugend. Hatte ein Knappe das 21. Lebens¬ 
jahr erreicht, so konnte er in den Ritterstand aufgenommen, zum 
Ritter geschlagen werden. 
1). Die Turniere. Zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes dienten 
vor allem die Turniere, das Hauptvergnügen für den Ritter, das 
ihm zugleich Gelegenheit gab, feine Kraft und Gewandtheit öffentlich 
zu zeigen und Ruhm und Beifall zu ernten. Die Kämpfer mußten 
adelig und von unbescholtenen Sitten fein. Daher waren Turnier¬ 
richter eingesetzt, welche die Turnierfähigkeit der Ritter zu prüfen 
hatten. Der Turnierplatz war mit Sand bestreut und mit doppelten 
Schranken umgeben, hinter denen das Volk stand. Für die Fürsten, 
Edelfrauen und für andere vornehme Personen waren prachtvolle 
Sitze hergerichtet. Unter rauschender Musik ritten die Kämpfer auf 
ihren schnaubenden Rossen in strahlender Rüstung paarweise in die 
Schranken. Ein Herold rief die beiden auf, welche zuerst gegen¬ 
einander streiten sollten. In vollem Galopp sprengten beide gegen¬ 
einander los. Die Spitze der Lanze ragte über das linke Pferdeohr 
hinaus, das Ende des Schaftes hielt der Kämpfer fest unter dem 
rechten Arme. Wer den Gegner aus dem Sattel hob, hatte gesiegt. 
Oft zersplitterten beide Lanzen, oder beide Kämpfer fielen ans dem
	        
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