Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Der schmalkaldische Krieg. 163 
g. Calvin. Auch das Werk Zwinglis sollte nicht untergehen; 
Johann Calvin, aus Frankreich gebürtig, setzte es fort. Als er 
seines Glaubens wegen vertrieben war, kam er auch nach Genf, wo 
schon eine reformierte Gemeinde bestand, deren Prediger er wurde. 
Er begann damit, die in Üppigkeit und Weltlust lebenden Genfer zu 
einem Leben voll Einfachheit und Sittenstrenge zu erziehen. Seiner 
strengen Kirchenzucht wollten sich viele Gemeindemitglieder nicht unter¬ 
werfen, und Calvin sah sich genötigt, die Stadt zu verlassen. Er ging 
nach Straßbnrg, wo er als Prediger der dortigen reformierten Ge¬ 
meinde und Professor der Universität einen fruchtbaren Wirkungskreis 
fand. Aber schon nach drei Jahren wurde er nach Genf zurückberufen, 
damit er die verfallene kirchliche und bürgerliche Ordnung daselbst 
wiederherstelle. Calvin begann sein Werk von neuem und zwar mit 
solchem Erfolge, daß er in Genf in kirchlicher und bürgerlicher Hin¬ 
sicht eine unbeschränkte Gewalt ausübte und Genf allen reformierten 
Gemeinden in Sittenreinheit voranleuchtete. In der Abendmahlslehre 
näherte sich Calvin der Lehre Luthers und wurde von diesem und 
Melanchthon als evangelisch anerkannt; durch andere Unterschiede ent¬ 
fernten sich aber die beiden evangelischen Kirchen noch mehr als bis¬ 
her. Calvins Lehre fand besonders in der Pfalz, den Nieder¬ 
landen und in Frankreich Anhänger. Der Landgraf von Hessen- 
Kassel trat nach vergeblichen Versnchen, die beiden evangelischen Kon¬ 
fessionen zu einigen, von der lutherischen zur reformierten Lehre über. 
Unter den deutschen Reichsstädten war es besonders Bremen, das 
sich dem reformierten Bekenntnis zuwandte. Das wichtigste Lehrbuch 
der deutschen Reformierten ist der Heidelberger Katechismus. 
5) Der schmatkatdische Krieg; 1546—1547. 
a. Ausbruch; Krieg in Süddeutschland. Nachdem Karl V. 
Franz I. abermals besiegt und mit Hilfe der Protestanten die Türken 
zurückgedrängt hatte, hielt er die Zeit für gekommen, die Einigkeit 
der Kirche wiederherzustellen. Noch einmal schrieb der Papst zwei 
Monate vor Luthers Tode ein allgemeines Konzil nach Trient 
in Tirol aus; aber die Protestanten beschickten es nicht, sondern 
verlangten eine Kirchenversammlung deutscher Nation. Da erklärte 
der Kaiser die beiden Häupter des schmalkaldischen Bundes, den Kur¬ 
fürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen 
Philipp von Hessen, in die Reichsacht. Herzog Moritz von 
Sachsen stand auf seiten des Kaisers, obwohl er evangelisch und 
dazu ein Vetter des Kurfürsten und Philipps Schwiegersohn war. 
Damit begann der schmalkaldische Krieg. Während nun die 
beiden geächteten Fürsten sich rüsteten, sammelten auch die oberlän- 
Mschen Stände (Württemberg, Augsburg, Ulm, Straßburg rc.) ein 
Heer und machten Sebastian Schärtlin, einen klugen und 
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