274 Die Neuzeit.
stillstandes befand sich Lützow in Bayern und konnte nicht schnell
genug auf preußisches Gebiet gelangen. Bei Leipzig ließ Napoleon
die „Räuberschar" durch Württemberger überfallen und niederhauen.
Lützow selbst mit nur 100 Reitern entkam, die übrigen wurden
niedergehauen oder gefangen. Körner wurde schwer verwundet von
Zwei Kindern in einem Walde aufgefunden. Wieder genesen, fiel er
bald darauf bei Gadebusch in Mecklenburg und wurde bei Wöbbelin
begraben.
d. Großbeeren, Katzbach, Dresden. Während des Waffen¬
stillstandes rüsteten beide Heere eifrig, beide bemühten sich ebenso eifrig
um ein Bündnis mit Österreich. Nach langen Verhandlungen erklärte
Kaiser Franz sich für die Sache der Verbündeten, gegen Napoleon.
Durch Österreichs und Schwedens Beitritt waren die Verbündeten
Napoleon an Zahl überlegen. Drei große Heere stellten sie auf:
1. Der Kronprinz von Schweden befehligte in Norddeutsch¬
land die Nordarmee (150000 Mann); unter ihm standen
die Preußen von Bülow und Tauentzien;
2. Blücher führte die schlesische Armee (95000 Mann);
unter ihm befehligte Jork, der vor ein Kriegsgericht gestellt
und freigesprochen war; das Haupt seines Generalstabes war
Gneisen au;
Z. Fürst Schwarzenberg kommandierte die Hauptarmee in
Böhmen (230000 Mann); unter ihm standen der preußische
General von Kleist und der Russe Wittgenstein. Bei dieser
Armee befanden sich auch die drei Monarchen. Schwarzen¬
berg war zugleich Oberbefehlshaber über sämtliche verbündete
Heere.
Gebhard Lebrecht von Blücher, geboren zu Rostock, stammte aus
einer alten pommerschen Familie. Obwohl jetzt 70 Jahre alt, war er nock
so frisch wie ein Jüngling. Er hatte schon unter dem „alten Fritz" gedient.
Als er sich wegen ungestümer Streiche von diesem zurückgesetzt sah und trotzig
seinen Abschied verlangte, erhielt er denselben mit den Worten: „Der Rittmeister
von Blücher kann sich zum Teusel scheren!" Nach Friedrichs des Großen Tode
trat Blücher wieder ein, und 1806 hat er sich 'brav geschlagen. Der Schmerz
über das Unglück des Vaterlandes umnachtete sein Gemüt so, daß seine Um¬
gebung zu Zeiten mit Schrecken Irrsinn an ihm wahrzunehmen glaubte. 1812
hatte er wegen unvorsichtiger Äußerungen über Napoleon seinen Abschied
nehmen müssen; jetzt stand er wieder auf seinem rechten Platze.
Napoleon hatte schon im Frühjahr seinen Stiefsohn Eugen von
Magdeburg aus gegen Berlin gesandt; derselbe war aber bei Möckern
zurückgeschlagen. Jetzt schickte er ein zweites Heer ab, das schon nahe
bei Berlin stand. Ängstlich wich Bernadotte aus und wollte sogar
Berlin aufgeben; aber von Bülow griff auf eigene Hand den Feind
1813 bei Großbeeren an und schlug ihn zurück. (23. August.) Er hatte
hauptsächlich Landwehrleute, die Napoleon ingrimmig einen „Schwarm
von Gesindel" nannte. Der Regen hatte das Pulver verdorben; da