Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Lykurg, Gesetzgeber in Sparta. 23 
sie tüchtige Krieger sein. Zu diesem Zwecke gewöhnte Lykurg sie 
an eine einfache, harte Lebensweise; aller Aufwand tu Wohnung, 
Kleidung und Nahrung war verboten. Damit die Spartaner nicht 
fremde Sitten kennen lernten und annähmen, durfte keiner ohne Er¬ 
laubnis außer Landes gehen; Fremde wurden möglichst ferngehalten. 
9U dem Zwecke wurden die Gold- und Silbermünzen abgeschafft und 
eisernes Geld eingeführt, das außerhalb Spartas wertlos war. 
Seitdem waren Diebstahl und Betrug in Sparta fetten, aber Handel, 
Kunst und Gewerbe konnten dabei nicht gedeihen. Beim Bauen 
des Hauses sollten nur Axt und Säge gebraucht werden. Die 
Kleidung bestand nur aus einem Untergewande ohne Ärmel und 
aus einem großen Tuche; Männer und Jünglinge gingen gewöhnlich 
barfuß. Um die Schwelgerei zu verhüten, bestimmte Lykurg, daß alle 
Männer, auch die Könige, gemeinsam essen mußten. Je fünfzehn saßen 
an einem Tische beisammen; sie standen auch im Kriege nebeneinander 
und schwuren, im Kampfe einander nicht zu verlassen; ihr Tischoberster 
war auch ihr Führer im Kriege. Keiner durfte bei diesen Mahlzeiten 
fehlen. Als einst ein spartanischer König spät aus dem Kriege heim¬ 
kehrte, wollte er sich seinen Anteil an der Mahlzeit holen lassen; 
aber der Vorsteher der Mahlzeiten sandte ihm nichts. Die Speisen 
waren sehr einfach, das Hauptgericht bildete die schwarze Suppe, 
die aus Schweinefleisch bestand, das in Salzwasser gekocht und mit 
Blut, Mehl und Effig vermischt war. Einst ließ ein König m Klein¬ 
asien, der von dieser Suppe gehört hatte, sich einen spartanischen 
Koch kommen, der sie ihm bereiten mußte. Als er sie aber kostete, 
wollte sie ihm nicht schmecken. Da sprach der Koch: „Diese Suppe 
schmeckt nur dem, welcher vorher gebadet und tüchtig geturnt hat." 
c. Der Erziehung wendete Lykurg besondere Sorgfalt zu. Jedes 
Kind ward gleich nach der Geburt von den Ältesten besichtigt. Die 
Namen der gesunden wurden sofort in das Bürgerverzeichnis ein¬ 
getragen, die übrigen aber im Gebirge zum Verhungern ausgesetzt! 
Mit dem siebenten Jahre wurden die Knaben aus dem Eltern¬ 
hause genommen, um gemeinsam erzogen zu werden. Sie wohnten 
alle in einem öffentlichen Gebäude unter strenger Aufsicht. Zweck 
der Erziehung war Abhärtung gegen Beschwerden und Schmerzen, 
unbedingter Gehorsam gegen Ältere und Vorgesetzte und Sieg in der 
Schlacht; daher wurden besonders die Leibesübungen gepflegt, 
Laufen, Springen, Ringen, Speer- und Diskuswerfen und Kampf mit 
den Waffen. Die Knaben gingen meistenteils nackt und barfuß; sie 
badeten fleißig und schliefen auf Schilf, das sie selber an den Ufern 
des Eurotas abbrachen. Ihre Mahlzeit war zur Sättigung kaum 
hinreichend; doch war ihnen erlaubt, unbemerkt zu stehlen; ließen sie 
sich aber ertappen, so wurden sie wegen ihrer Ungeschicklichkeit ge¬ 
züchtigt. Um die Knaben in der Ertragung des körperlichen Schmerzes 
zu üben, wurden sie jährlich einmal blutig gegeißelt, wobei sie keine
	        
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