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getreten ist. Ich kann versichern, daß seit dem Personen¬
wechsel aus der Reichskanzlei nicht ein einziges Blatt in die
Presse gegangen ist (lebhafter Beifall links und im Centrum),
und ich vermute, es wird so bleiben. Es könnte aber auch
das Ressort der auswärtigen Angelegenheiten in Frage kom¬
men. Das ist ein heikler Punkt. Herr Windthorst hat selbst
die Ansicht aufgestellt, daß der ,Reichs- und Staatsanzeiger'
nicht für alle Äußerungen der Regierung genügt. Er wird
auch zugeben, daß wir wünschen müssen, bei der Behandlung
auswärtiger Angelegenheiten gewisse Auffassungen unserer
Ansicht auswärtigen Mächten zugänglich zu machen. Wir
müssen für die auswärtigen Angelegenheiten uns die Möglich¬
keit offen halten, Organe da zu wählen, wo wir sie am ge¬
eignetsten zu finden glauben. (Zustimmung.) Wir müssen für
gewisse Verhältnisse in der Lage sein können, einen Artikel,
der uns selbst im Augenblick wünschenswert erscheint, nach
acht Tagen desavouieren zu können. (Zustimmung.) Im
,Staatsanzeiger' wäre das einfach ausgeschlossen. Aber wir
werden auch hierbei über die Regeln eines guten Tones nicht
hinausgehen. (Beifall.) Wenn Herr Windthorst bemerkt hat.
daß bei der Preßbenntzung auch leicht falsche Schafe in den
Stall kommen könnten, so möchte ich mir den Vorschlag er¬
lauben, es der Regierung zu überlassen, daß sie ihren eigenen
Stall von den falschen Schafen felber reinigt." (Heiterkeit
und Beifall.)
Benutzt wurden die verschiedensten Zeitschriften, insbesondere die
„Köln. Ztg.", die „Pr. L.-Ztg.", die „D. L.-Ztg.", das „D. I. Fam.-
Blatt" u. a.