Full text: Lehrstoff der Unterprima (Teil 2)

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§ 8: Das Frankenreich. unter den Merowingern. 
A. Das Zeitalter der irischen Mönche. 
Zwar hatten sich aus der Römerzeit manche Trümmer des 
Christentums am Rhein, wo Konstanz, Speier, Worms und Mainz 
schon im siebenten Jahrhundert Bischofssitze waren, und in 
Baiern aus den Stürmen der Völkerwanderung herübergerettet; 
aber in der Hauptsache stak das Volk noch fest in den Bräuchen 
und Lehren des Heidentums und mußte erst durch die Predigten 
der Glaubensapostel und den Druck der fränkischen Herren 
für die Lehre des Christentums gewonnen werden. 
In Alemannien wirkte im letzten Jahrzehnt des sechsten und 
im ersten Jahrzehnt des siebenten Jahrhunderts Kolumb a(Colum- 
banus) aus IrlandJ), der Stifter mehrerer Klöster. Schüler von ihm 
und Fortsetzer seines Werkes war der Hl.Gallus, der Gründer des 
nach ihm benannten Klosters Sankt Gallen. In Thüringen und 
Franken predigte der gleichfalls aus Irland stammende Kyllena 
= der H1. Kilian, der gegen Ende des siebenten Jahrhunderts bei 
Würzburg den Märtyrertod starb. In Baiern legte um dieselbe 
Zeit der vom Herzog zur Bekehrung des Stammes ins Land ge¬ 
rufene Bischof von Worms, der Hl. Ruprecht, auf den Trümmern 
der alten Römerstadt Juvävum den Grund zum Bistum Salzburg. 
B. Die angelsächsischen Qlaubensboten. 
Die Saat, welche die irischen Mönche, manchmal unterstützt 
durch fränkische Geistliche, in dem noch heidnischen Deutsch¬ 
land ausgestreut hatten, brachten die angelsächsischen Glaubens¬ 
boten im achten Jahrhundert zur Entfaltung. Einer der ersten 
war Willibrord, der Apostel der Friesen, der von Karl Martell 
als Bischof von Utrecht bestätigt ward. Ungleich bedeutender 
war der einige Jahrzehnte jüngere Wynfried, der Apostel 
der Deutschen, dem Papst Gregor II. den Ehrennamen 
Bonifatius2) gegeben hat. Schon früh verließ er seine Heimat 
in Wessex, um sich bei den heidnischen Deutschen der Be¬ 
kehrungsarbeit zu widmen. Er wirkte, vom Papst unterstützt, 
in Thüringen, dann in Hessen, wo er die heilige Eiche des 
Donnergottes bei Geismar fällte. Er wurde vom Papst zum 
Bischof, später zum Erzbischof3) erhoben und ordnete die 
kirchlichen Verhältnisse in Baiern, wo er die Bistümer Regens- 
bürg, Salzburg, Freising und Passau einrichtete; in 
‘) = Scotia, wie die Insel damals genannt wurde. 
*) Ton bonum fatum (= gutes Geschick). 
3) Sein Sitz war zuletzt Mainz.
	        
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