Die Ägypter. , %
Die Ägypter glaubten fest an eine Fortdauer der Seele nach
dem Tode; selbst den Körper suchten sie durch Einsalben vor der Ver-
wesung zu schützen. Tausende solcher eingesalbter Leichname von Menschen
und Tieren, Mumien genannt, haben sich bis auf den heutigen Tag
erhalten.
Die Leichen wurden in einen hölzernen Sarg gelegt und dieser meistens
wieder in einen steinernen, der fest verschlossen wurde, damit niemand die Ruhe des
Toten stören könne. Aus demselben Grunde verwandten die Ägypter auch so
große Sorgfalt auf die Gräber, die in Felsen gehauen oder durch starke Mauern
geschützt wurden. Die Wohnungen der Lebenden nannten sie nur Herbergen,
die Gräber dagegen ewige Wohnungen. Sobald der Leib des Gestorbenen ins
Grab gelegt war, gelangte die Seele nach der Meinung der Ägypter in die
Unterwelt vor den Totenrichter. Die Gerechten wurden in die Gemeinschaft der
Götter und der Seligen aufgenommen und führten ein glückliches Leben; sie fäeten
himmlischen Weizen, dessen Ähren zwei Ellen lang wurden, badeten sich und
wandelten mit duftenden Haaren unter schattigen Laubgängen. Aber nach Jahr-
taufenden kehrten ihre Seelen auf die Erde zurück und nahmen ihren ersten Leib
wieder an; darum verwandten die Ägypter so große Sorgfalt darauf, ihn vor
Verwesung zu schützen. Die Seelen der Gottlosen schweiften ewig ruhelos zwischen
Himmel und Erde umher.
d. Die Baudenkmäler der Ägypter erregen noch heute durch die
auf uns gekommenen Überreste unsere Bewunderung. In der Gebirgs-
kette westlich vom Nil befinden sich die großen Gräberfelder oder Kata-
komben, aus vielen Reihen übereinander liegender Kammern-bestehend,
von denen jede einen Mumiensarg enthält. Die Kammern sind in den
Felsen gehauen und durch Gänge mit einander verbunden, die Wände
mit Bildern und Inschriften bedeckt. Auch die Königsgräber sind
hier, große Grabkammern mit Gängen, Vorhallen, Sälen und Kapellen,
alle in Stein gehauen. Die Könige begannen gleich nach ihrem Re-
gierungsantritte mit dem Bau ihres Felsengrabes; die meisten bedeckten
dasselbe mit Steinen und Mauerwerk und vergrößerten es von Jahr zu
Jahr durch umgelegte Steingürtel. So entstanden die Pyramiden,
vierseitige Bauwerke mit breiter Grundfläche, die treppenartig aufsteigen
und oben spitz zulaufen. Die Steine liegen ohne Mörtel aufeinander
und werden nur durch ihre Schwere zusammengehalten. Die Außen-
feiten waren mit glatten Quadersteinen bedeckt, welche aber mit der Zeit
abgefallen sind. Zur innern Grabkammer führte ein schmaler Gang,
durch welchen die Leiche hineingeschafft wurde. Die Pyramiden finden
sich am häusigsten in Mittelägypten, bald in Gruppen — bei Memphis
allein 70 in einer langen Reihe —, bald einzeln. Die größte gehört zu
den 3 großen Pyramiden bei Gizeh (spr. Dsise), in der Nähe Kairos.
Sie ist 137 m hoch und hat eine Grundfläche von etwa 5 ha. Die
Obelisken sind vierseitige, oben spitz zulaufende Säulen von 15—20 m
Höhe, aus einem Stein gehauen. Sie mußten oft 30 Meilen weit
aus den Gebirgen Ober-Ägyptens berbeigeholt werden und wurden am
Eingange der großartigen Tempel und Paläste aufgerichtet. Be-
wundernswert waren die Wasserbauten der alten Ägypter, besonders
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