18 Das Altertum. 
ihn an Eurystheus, den König von Mycenä, der ihm zwölf schwere 
Arbeiten auferlegte. 
Die wichtigsten derselben sind folgende: 1) Im Walde bei Nein ea 
hauste ein ungeheurer Löwe; Herkules schoß seine Pfeile auf ihn; aber 
sie prallten an dem undurchdringlichen Felle ab. Da schlug er ihn mit einer 
Keule zu Boden und erstickte ihn dann. 2) Er tötete ein schlangenartiges Un- 
geheuer bei Lernä in Argolis. So oft er von den 100 Köpfen desselben 
einen abhieb, wuchsen deren zwei wieder. Da hielt er einen Feuerbrand 
auf den abgehauenen Stumpf, und so gelang es ihm, das Ungeheuer zu 
töten. 3) Darauf reinigte Herkules den Stall des KönigsAugias 
in Elis. Dieser Stall hatte 3000 Rinder 30 Jahre lang beherbergt 
und war in dieser Zeit nicht gereinigt. Herkules leitete durch die Wand 
desselben einen Fluß und vollbrachte so die Reinigung in einem Tage. 
4) Darauf sollte Herkules dem Eurystheus die'goldenen Äpfel der 
Hefperiden holen, die im fernen Westen auf einem Wunderbaume 
wuchsen und von einem hundertköpfigen Drachen bewacht wurden. Nach 
einer mühseligen und gefahrvollen Wanderung durch Nordafrika kam 
Herkules in das Land, wo der Titan A t l a s das Himmelsgewölbe trug. 
Herkules überredete diesen, für ihn die goldenen Äpfel zu holen; dafür 
trug er so lange das Himmelsgewölbe. 5) Endlich sandte Eurystheus 
den Helden in die Unterwelt, daß er den Cerberus auf die Oberwelt 
bringe. Pluto bewilligte ihm den Hund, wenn er denselben unbewaffnet 
binde. Der Held umschlang den Hals des Hundes und fesselte ihn, 
wobei der Schwanz des Tieres, der eine Schlange war, ihn in den Fuß 
biß. Herkules brachte das Ungetüm in Fesseln vor den staunenden 
Eurystheus, der ihm befahl, dasselbe in die Unterwelt zurückzubringen. 
Nach diesen Arbeiten war Herkules frei; aber der giftige Biß des 
Höllenhundes zog ihm eine Gemütskrankheit zu. In einem Anfall der- 
selben plünderte er sogar das delphische Orakel und tötete seine eigenen 
Kinder. Zur Strafe mußte er abermals Knechtesdienste verrichten. Nach 
drei Jahren erlangte er seine Freiheit und Heldenkraft wieder; im Kampfe 
erwarb er sich die schöne Dejanira. Als er mit ihr in seine Heimat 
reiste, kam er an einen Fluß, an welchem der Centaur Nessus wohnte, 
der in seinem unteren Teile ein Pferd, in seinem oberen ein Mensch 
war. Derselbe erbot sich, Dejanira hinüberzutragen. Er durchwatete 
auch glücklich den Strom; am anderen Ufer aber wollte er mit ihr 
entfliehen. Da sandte Herkules ihm einen vergifteten Pfeil nach, der 
ihm durch die Brust drang. Sterbend sprach der Treulose zu Dejanira: 
„Nimm von meinem Blute; es ist ein Zaubermittel, um dir ewig die 
Liebe deines Gatten zu erhalten." Dejanira bestrich mit dem Blute ein 
Festgewand ihres Gemahles; als dieser es aber einstmals anlegte, fühlte 
er entsetzliche Qualen. Er riß es ab; aber große Stücke Fleisch riß er 
mit aus. Nichts vermochte die Wunden zu heilen. Um sich von den 
Qualen zu befreien, bestieg er den Scheiterhaufen. Zeus' Blitze ent- 
zündeten denselben und tilgten alles, was an dem Helden sterblich war; 
sein unsterblicher Geist aber ward in den Olymp aufgenommen. Hier 
lebte er fortan in der Gemeinschaft der Götter; Hebe, die Göttin der 
Jugend, ward seine Gemahlin; bei ihr fand er den lange ersehnten Frieden. 
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