8. Von der Lust.
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ein Tiefland, die einander benachbart liegen, dennoch, wenn
auch beide nur einen kleinen Raum einnehmen, einander
völlig fremd, z. B. die Schweiz und die Lombardei: das ge¬
ben in beiderlei Lande alle drei Naturreiche durch ihre Ver¬
schiedenheit unter einander zu erkennen, die physische Be¬
schaffenheit der Bewohner gibt gleichermaßen Zeugniß von der
Ungleichheit der Luft in welcher sie leben. Das Wärmemaß
aber insbesondere ist am untrüglichsten in den Erzeugnissen
des Pflanzenreiches zu erkennen, die man ein wahres Lan¬
des-Thermometer nennen kann und die auch bei dem natur¬
wissenschaftlichen neuen Lehrartikel von den Isothermen und
Iso - Geothermen die Grundlage bilden.
Man benennt das Klima nach derjenigen Eigen¬
schaft der Landesluft, wodurch sie sich von fremden aller¬
meist unterscheidet, die also ihren Charakter bezeichnet, weil
sie unter den übrigen Eigenschaften die vorherrschende ist,
z. B. kaltes, wie in Sibirien und Feuerland; heißes,
wie in Sudan; trockenes, wie in Spanien und Persien
(wo Leichname austrocknen, statt zu verwesen); feuchtes,
wie in den Niederlanden; heißfeuchtes, wie in Guinea
(wo frische Wunden nickt heilen wollen, und sogar alte Wun¬
den, die man schon geheilt aus einem fremden Klima mit¬
bringt, sich oft ohne Veranlassung wieder öffnen). So wie
das Klima einen Einfluß, den man sich gar nicht
groß genug denken kann, auf menschlichen Geist und
Körper, auf thierisches Gedeihen, auf Wachsthum der Pflan¬
zen hat, so hangt es selber wieder von dem Zu¬
sammenhange sehr vieler Umstande ab, deren nur
sehr wenige in des Menschen Gewalt stehen, z. B. Vulkani-
tat, deren widerwärtige Erscheinungen das Klima periodisch
oder wohl gar aus immer verändern können, ferner Urbar-
keit des Bodens, welche in Deutschland das Klima verbessert,
auf den caboverdischen Inseln aber so verschlimmert hat, daß
sie immer unbewohnbarer werden.
§.49. W a r m e u n d K ä l t c.
Warme und Kalte auf der Erdoberfläche finden sich in
einer so großen Verschiedenheit vor, daß dem Bewohner des
gemäßigten mittleren Europa die Angaben und Beschreibun¬
gen der Reisenden von der Kalte in den Polargegenden, wie
auch von der Hitze der Äquatorgegenden, die doch beiderlei
von menschlichen Geschöpfen bewohnt sind, kaum glaublich