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7. Die Weberschlacht in Cöln. 1369.
Die weverslaicht (Weberschlacht), ein in niederrheinischer Mundart geschriebenes Gedicht
eines Unbekannten, der aus seilen des Stadtadels steht und in der Erhebung der Weberzunft,
die Teilnahme am Stadtregiment zu erlangen strebte, nur eine freche Auflehnung sieht.
Erler a. a. O. III. S. 431 ff.
In den Pfingsttagen des Jahres, da man schrieb 1369, rotteten sich in
Cöln die Weber zusammen, zogen vor das Rathaus und forderten, daß Rat
und Schöffen zu ihnen herauskämen. Der Rat sandte drei seiner Mitglieder
zu ihnen und ließ sie fragen, was des Volkes Begehren sei. Da sprach ein
Weber: ..„Ihr Herren, die Schössen haben einen Mann in der Hacht (Haft)
liegen. Uber ihn, so wollen unsere Zunftgenossen, soll Gericht gehalten werden,
denn er hat auf der Straße geraubt." „Ihr Herren," gab der Rat zur
Antwort, „geduldet euch noch einige Tage, bis die Wahrheit an den Tag
gebracht worden ist nnd man die Verteidigung gehört hat, dann mag er nach
der Schössen Urteil sein Leben verlieren." Da riefen die Weber unter lautem
Lärmen, sie wollten es nicht dulden, daß man länger warte: wollte man ihnen
den Mann nicht geben, so würden sie ihn in anderer Weise in ihre Hand
bringen. Der Rat hörte die hochmütige Rede. Er bat sie, sie sollten es
ihren Gesellen berichten und bedenken, wie übel es ihnen geziemen würde,
einem Menschen ohne Schöffenurteil das Leben zu nehmen. Doch es half
ihm nichts. Sie wollten sich nicht darum beraten noch ihren Zunftgenossen
darüber berichten, sondern riefen einstimmig. Arme und Reiche: sie verlangten
sogleich den Mann und würden ihn mit Gewalt holen. Da wurde dem
Hächter (Kerkermeister) der Befehl gegeben, daß man ihnen den Mann aus-
liefere. Sogleich führten die Weber den Mann von dannen und schlugen ihm
das Haupt ab. Dies geschah ohne Schöffenurteil, und solcher Gewalt ver-
übten sie noch mehr.
Hierauf hielten die Weber eine Einigung ab und berieten, wie man den
guten Leuten (den herrschenden Geschlechtern) ihre Macht nehmen könne. Da¬
nach strebten sie zugleich mit allen Ämtern (Zünften oder Brüderschaften) in
der Stadt. (Und sie setzten ihren Willen durch.) Der neue Rat wurde in
folgender Weife gebildet: fünfzehn Männer wurden aus den Geschlechtern ge-
wählt, wie das von alters her Sitte war. Daneben wurde noch ein weiterer
Rat gekoren, der zählte fünfzig Mitglieder. In diesem Rate waren viele
Amter vertreten. Pelzer, Schmiede, Gürtelmacher, Harnischmacher, Maler; von
den Krämern waren zwei dabei, von den Kannegießern einer. Hierzu kamen
Riemer, Lohgerber und Goldschmiede. Gott schlage mit Krankheit, die solches
ersannen und es dahin brachten, daß die gute Stadt Cöln mit solchen Rats-
leuten besetzt wurde. So trieben es die Weber, und sie hatten es dabei so
eingerichtet, daß sie die Mehrzahl im Rate hatten und alles nach ihrem Willen
gehen mußte. -Jhre Gewalt war so groß, daß es die Besten sehr verdroß,
aber sie konnten es nicht ändern und stimmten daher in ihre Weise ein.
Mußte man eine Abgabe in der Stadt festsetzen, so sollte das Tuch allemal
von der Accise befreit sein und der Wein dieselbe allein tragen. Auch hatten
sie die Schlüssel der Stadt, ihr Siegel und ihren Schatz. Gekoren wurde
der Rat, da man schrieb nach Gottes Geburt 1370, vierzehn Tage nach
<£>t. Johannis (2. Juli), und er währte ein Jahr und fünf Monate.
Quellen-Lesebuch. q «