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vorbeiwallen, oder die umschlungen sind von den klarsten Flüssen, auf Brücken
von Holz oder Stein überschreitbar. Durchwandern wir ein wenig die be-
merkenswerten Städte des deutschen Volkes, und es wird deutlicher einleuchten,
wie groß der Ruhm und der Glanz dieser Nation sei.
Cöln, das durch die Gebeine der drei Magier berühmt ist, nichts Pracht-
volleres, Schmuckreicheres findest du in ganz Europa. Ausgezeichnet durch seine
Kirchen und Bauwerke, hervorragend durch seine Bevölkerung, berühmt durch
seinen Reichtum, mit Blei gedeckt, durch Pfalzen geschmückt, mit Türmen
befestigt, reizvoll durch den Rheinstrom und die prangenden Fluren ringsum.
Die alte Stadt Mainz mit prächtigen Kirchen, privaten und öffentlichen
Gebäuden geziert, hat nichts, das man tadeln könnte, außer der Enge der
Straßen. Auch Worms, obgleich nicht von großem Umfang, kann niemand
absprechen, daß es eine gar anmutige Stadt ist. Auch Speier wird niemand
mißachten, das volkreich und mit großartigen Gebäuden geziert ist. In seinem
Dome ruhen nicht wenige Kaiser, unter ihnen Rudolf, der als Urheber der
österreichischen Fürstenfamilie gilt. Argentina aber, Straßburg, zeigt solchen
Glänzend Schmuck, daß nicht ohne Grund ihr der Name beigelegt ist. Dieses
zeigt Ähnlichkeit mit Venedig, indem es von vielen Kanälen durchschnitten ist,
auf denen Schiffe in fast alle Straßen fahren, und ist insoweit gesünder und
lieblicher, als Venedig salzige und übelriechende, Straßburg süße und durch-
sichtige Wasser durchströmen. Ein Arm des Rheins von der einen, drei andere
Flüsse von der anderen Seite treten in die Stadt ein und umgeben die drei-
fache Reihe der Mauern. Die bischöfliche Kirche, Münster genannt, prachtvoll
aus behauenen Steinen erbaut, steigt als ein großartiges Kunstwerk empor;
zwei Türme zieren sie, von denen der eine, der vollendet ist, ein wunderbares
Werk, sein Haupt in den Wolken birgt. Auch andere Kirchen der Heiligen
und Mönchsklöster sind dort, glänzend durch Größe und Pracht, sowie ein
ausgezeichnetes Rathaus und Gebäude der Bürger und Priester, die zu be-
wohnen Könige sich nicht zu schämen brauchten. Nicht leicht wirst du eine
andere Stadt finden, welche Augsburg übertrifft, sei es, daß du den Glanz
der Stadt oder des Volkes und der Geistlichkeit Reichtum oder die städtische
Verfassung betrachtest.
In Salzburg fehlt nichts, was zur Pracht eines glänzenden Gemein-
Wesens gehört, magst du auf die öffentlichen oder die Werke einzelner schauen.
Größer'jedoch als dieses ist Regensburg, bemerkenswert durch die Kirche des
seligsten Apostels Petrus und durch die steinerne Brücke über die Donau und
mehrere Kirchen der Heiligen.
In Österreich sind mehrere nennenswerte Städte. Alle aber überstrahlt
Wien. Hier der alte Sitz der Herzöge von Österreich, Paläste, für Könige
geeignet, und Kirchen, die Italien bewundern könnte. Unter diesen ist die
St. Stephanskirche bewunderungswerter, als wir mit Worten ausdrücken können.
Als diesen Turm einst die Gesandten der Bosnier betrachtet und die kunst-
volle Arbeit sowie die Höhe bewundert hatten, sprachen sie die Ansicht ans,
jener Turm habe mehr gekostet, als man brauche, um das Königreich Bosnien
zu kaufen. Wir übergehen den Glanz und die Geräumigkeit der Privat-
gebäude, unter denen nicht wenige durch besondere Pracht sich auszeichnen. —
Im Osten an der Oder liegt Breslau, aus Ziegelsteinen erbaut, nicht minder
hübsch als mächtig, dessen Bischofssitz man einst den goldnen nannte. Im
Preußenlande ragt hervor durch seinen Ruf Danzig, mächtig zu Land und