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Sie wahren frohe, weil der Anfang sich so ziemlich anließ. Aber leyder!
Es wärete nicht lange; und trug sich darauff weiter zu. daß man durch aller-
Hand Mittel sich befliesse zu erkündigen, ob die Gesandte auch vom Friede oder
der restitutio!! von Preussen reden würden, mit dem hinzuthun, daß Se. Maj.
davon nicht würden hören können, und also keine Audientz geben, wo man sonst
die Sachen nicht verärgern wollte.... So vermercketen Sie daß allgemählig
die Gesandschafft anfieng unangenehm zu werden, und erfolgete also darauf, ...
daß man juchete . . . die Gesandschafft durch das ein oder ander mittel abzusetzen,
und das Werck deromassen zu spielen, daß man an Schwedischer Seite, nicht in
dem Unglimpsf, als hätten Sie zum Friede keine Lust gehabt, gesetzet, sondern
vielmehr alles Sr. Chursürstl. Durchl. oder dero Gesandschafft auffgebürdet
werden möchte
Wenn nun darauß Sonnen hell Herfür leuchtet, daß man an Seite Sr.
Churfürstl. Durchl. im Anfang, Mitten und Ende, nur Friede gesuchet, und
von Gelübden und Bündnisfen nicht abstehen, an der Schwedischen Seite aber
vom Friede nicht hören, und Se. Churfürstl. Durchl. nur in die alte weitlänfftige
Händel emstechten wollen, so gedenke ein ietweder, der nur kein Schwedisch Brodt essen
wil, was er an einer Seite, bey dem allgerechten Gott zu verbitten, nmb mit
Ihme und seinen Geboten kein gespötte zu treiben: An der andern Seite aber,
was er für die Ehre des Teutfchen Namens zu thun habe, nmb sich gegen sein
eigen Blut, und sein für allen Nationen dieser Welt berühmtes Vaterland nicht
zu vergreisten. Mir du Ehrlicher Deutscher, sind diese Dinge wolbekand und
habe sie dir dahero wollen communiciren, damit man dich mit andern Berichten,
nicht länger äffen, und ohne Grund der Warheit ewig blinv herumb leiten
möge! Adieu!
Gebende daß du ein Deutscher bist!
4. Die Erstürmung der Stadt Rathenow am 15. Juni 1675.
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Tagebuch Dietrich Sigismunds von Buch^Sus den Iahren 1674 bis 1683. Heraus¬
gegeben von Gustav von Kessel. 2 Bde. Jena und Leipzig 1865. Deutsch. In der Wid-
mung „Sr. Majestät König Wilhelm I. von Preußen" heißt es: „Der Reisemarschall Friedrich
Wilhelms des Großen Kurfürsten, Dietrich Sigismund von Buch, der amtlich seinen Herrn
von 1674—1682 fast gar nicht verließ, machte seine Auszeichnungen täglich mit Wahrheits-
liebe, vorurteilsfrei und mit einer Einsicht, die bei einem fo jungen Mann von großer
Seltenheit ist." Das Original ist mit geringen Ausnahmen französisch.
Ein Edelmann von Briest sagte aus, er sei noch den Abend vorher in
Rathenow gewesen und habe den Obersten Wangelin gesprochen, welcher noch
nichts von unserem Marsche gewußt. Dies ließ uns eiligst die Tafel ver-
lassen, zu Pferde steigen und den Weg direkt auf Rathenow wählen. Eine
starke Meile von der genannten Stadt machten wir Halt, um unfre Infanterie
und Geschütze zu erwarten, die ein wenig zurückgeblieben waren. Etwas nach
11 Uhr abends kam unsre Infanterie an, und wir begannen gleich zu mar-
schieren. Der Generaladjutant Kanowsky war kommandiert, mit dem Oberst-
leutnant Kanne und 400 Infanteristen den Fluß zu Kahn zu passieren und
die Stadt von der andern Seite anzugreifen, während unsre Dragoner die
Brücke in der Front angreifen sollten, und der Generalmajor Götz mit dem
Grafen von Dönhoff auf der andern Seite vorgingen und von einer andern
Seite angriffen. Darauf mußten wir ein großes Defile passieren, wo uns
das Wasser bis über die Kniee ging, was uns lange genug aufhielt. Nach¬
dem wir es aber hinter uns hatten, liefen unsre Musketiere, wie ein Pferd