Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

— 219 — 
Sie wahren frohe, weil der Anfang sich so ziemlich anließ. Aber leyder! 
Es wärete nicht lange; und trug sich darauff weiter zu. daß man durch aller- 
Hand Mittel sich befliesse zu erkündigen, ob die Gesandte auch vom Friede oder 
der restitutio!! von Preussen reden würden, mit dem hinzuthun, daß Se. Maj. 
davon nicht würden hören können, und also keine Audientz geben, wo man sonst 
die Sachen nicht verärgern wollte.... So vermercketen Sie daß allgemählig 
die Gesandschafft anfieng unangenehm zu werden, und erfolgete also darauf, ... 
daß man juchete . . . die Gesandschafft durch das ein oder ander mittel abzusetzen, 
und das Werck deromassen zu spielen, daß man an Schwedischer Seite, nicht in 
dem Unglimpsf, als hätten Sie zum Friede keine Lust gehabt, gesetzet, sondern 
vielmehr alles Sr. Chursürstl. Durchl. oder dero Gesandschafft auffgebürdet 
werden möchte 
Wenn nun darauß Sonnen hell Herfür leuchtet, daß man an Seite Sr. 
Churfürstl. Durchl. im Anfang, Mitten und Ende, nur Friede gesuchet, und 
von Gelübden und Bündnisfen nicht abstehen, an der Schwedischen Seite aber 
vom Friede nicht hören, und Se. Churfürstl. Durchl. nur in die alte weitlänfftige 
Händel emstechten wollen, so gedenke ein ietweder, der nur kein Schwedisch Brodt essen 
wil, was er an einer Seite, bey dem allgerechten Gott zu verbitten, nmb mit 
Ihme und seinen Geboten kein gespötte zu treiben: An der andern Seite aber, 
was er für die Ehre des Teutfchen Namens zu thun habe, nmb sich gegen sein 
eigen Blut, und sein für allen Nationen dieser Welt berühmtes Vaterland nicht 
zu vergreisten. Mir du Ehrlicher Deutscher, sind diese Dinge wolbekand und 
habe sie dir dahero wollen communiciren, damit man dich mit andern Berichten, 
nicht länger äffen, und ohne Grund der Warheit ewig blinv herumb leiten 
möge! Adieu! 
Gebende daß du ein Deutscher bist! 
4. Die Erstürmung der Stadt Rathenow am 15. Juni 1675. 
, ;x-.! 'S** - =-•- 
Tagebuch Dietrich Sigismunds von Buch^Sus den Iahren 1674 bis 1683. Heraus¬ 
gegeben von Gustav von Kessel. 2 Bde. Jena und Leipzig 1865. Deutsch. In der Wid- 
mung „Sr. Majestät König Wilhelm I. von Preußen" heißt es: „Der Reisemarschall Friedrich 
Wilhelms des Großen Kurfürsten, Dietrich Sigismund von Buch, der amtlich seinen Herrn 
von 1674—1682 fast gar nicht verließ, machte seine Auszeichnungen täglich mit Wahrheits- 
liebe, vorurteilsfrei und mit einer Einsicht, die bei einem fo jungen Mann von großer 
Seltenheit ist." Das Original ist mit geringen Ausnahmen französisch. 
Ein Edelmann von Briest sagte aus, er sei noch den Abend vorher in 
Rathenow gewesen und habe den Obersten Wangelin gesprochen, welcher noch 
nichts von unserem Marsche gewußt. Dies ließ uns eiligst die Tafel ver- 
lassen, zu Pferde steigen und den Weg direkt auf Rathenow wählen. Eine 
starke Meile von der genannten Stadt machten wir Halt, um unfre Infanterie 
und Geschütze zu erwarten, die ein wenig zurückgeblieben waren. Etwas nach 
11 Uhr abends kam unsre Infanterie an, und wir begannen gleich zu mar- 
schieren. Der Generaladjutant Kanowsky war kommandiert, mit dem Oberst- 
leutnant Kanne und 400 Infanteristen den Fluß zu Kahn zu passieren und 
die Stadt von der andern Seite anzugreifen, während unsre Dragoner die 
Brücke in der Front angreifen sollten, und der Generalmajor Götz mit dem 
Grafen von Dönhoff auf der andern Seite vorgingen und von einer andern 
Seite angriffen. Darauf mußten wir ein großes Defile passieren, wo uns 
das Wasser bis über die Kniee ging, was uns lange genug aufhielt. Nach¬ 
dem wir es aber hinter uns hatten, liefen unsre Musketiere, wie ein Pferd
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.