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fenglich sehr hart, wie dann meine Vortruppen zum 3treibten mahl braff ge¬
hetzet wurden, wie noch des anhaltische und mehr anbete regimenter, wie wir
denn entlichen so vigoureusement brauss gingen, des uns der feindt le champ
de battaglie malgre hat lassen, unb sich in den passe Ferberlin retiriren
muste, mit Verlust (von) mehr als 2000 Todten ohne die plessirten. ich
habe ohne die 2000 im Vortrupp commandirten mehr als 6 oder 8
escatronen angesiihret. zuweilen must ich lausten, zuweilen machte ich
lauffeu, bin aber diesesmahl Gottlob ohn plessirt davon kommen, auff
schwedischer seiten ist gepliben der Obrist Adam Wachtmeister, Obr. Liet.
Malzan von General Delwichen, und wie sie sagen noch gar viele hohe
officirer, Delwig ist durch die achsel geschoseu, und sehr sehr viele hart
plessirt. auff unser seiten wurdt mir der ehrliche Obrist Mörner an der
feiten knall nnd falle tobt geschossen, ber ehrliche Frobenius tobt mit einem
stücke kein fchrit vom Kurfürsten. Straus mit 5 schössen plessirt, Major
Schlapperdorf blib biefen morgen vor Ferberlin, es ging sehr hart
zu, dann wir gegen die biquen continu. fechten tnusten, ich bin etzliche mahl
gantz umbringet gewesen, Gott hat mir doch allemahl wider draus geholffen,
unb wehren alle unsere stücke unb ber Felt-Marschalk selbsten Verlohren ge-
wesen, wenn ich nicht en personne secundiret hette, barüber benn ber ret¬
liche Mörner blib. Hetten wir unsere Infanterie bey uns gehabt, sollte kein
mann von ber gantzen armee bavon kommen sein, es ist jetzo eine solche
schreckliche terreur panique unter der schwedischen armee, das sie auch nur
braff lauffen können. nachdeme alles nur vorbey gewesen, haben wir
auff der Walstet, da mehr als 1000 Tobten umb uns lagen, gessen, unb
uns braff lustig gemacht; ber Hertzog von Hanover wirb nun schwerlich ge¬
denken über die Elbe zu gehen, unb ich halte barvon, weilen bie schweben
nun so eine harte schlappe bekommen, er roerbte sich eines besseren bebencken;
Wangelin, der durch übergab Ratenau viele barem schultig ist, börffte grose
Verantwortung haben, wo er nicht gar ben Kopfe lassen mus; gegeben im
Feltlager bey Fer-Berlin den 19. Juni 1675.
8. Ludwig XIV. bemächtigt sich der Städte Kolmar und
Straßburg. 1673 und 1681.
Nach A. Richter a. a. O. €>. 208 ff. Kolmar gehörte zu den zehn Städten im Elsaß,
über welche der französische König im Westfälischen Frieden die Landvogtei erlangt hatte.
Wie Ludwig XIV. sich KolmarS und später auch der freien Stadt Straßburg bemächtigte,
erzählt der ehrsame Schuhmachermeister Matthias Tauberer in seinem uns erhaltenen Tage-
buche folgendermaßen:
Anno 1673 den 18. August ist die Stadt Kolmar von dem Könige in
Frankreich, der unser Schutzherr sein sollte, überlistet worden. Erstlich vor
der Ernte sind an die fünfhundert Reiter auf ben Abenb über die lange
Brücke herübergekommen. Sie haben von den Viehherden Ochsen, Kühe,
Schafe und alles, was sie haben bekommen können, umgebracht und gemetzigt
und hatten ihr Lager bei der langen Brücke auf der Matten. Sie haben
gebraten und gesotten und haben die Ziegelbrennereien geplündert, Wein und
Branntwein genommen und alles, was sie haben bekommen können. Sie
sind etliche Wochen dort gelegen und haben sich nicht für Feinde erklärt, fon¬
dern als Freunde. Das sind aber böse Freunbe, bie einem das Seine
Quellen-Lesebuch. ic *