§52.
II. Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen für Deutschland.
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erkannten ihn nicht als ihren König an. Gerade in den Tagen, in denen
die Kaiserwahl in Frankfurt stattfand, wurde in Prag der Pfalzgraf bei
Rhein, Friedrich V., zum böhmischen Könige gewählt.
§ 52. Äie beiden ersten Perioden des dreißigjährigen Krieges.
1. Der Böhmisch-pfälzische Krieg. Friedrich V. war ein Enkel Wil-
h^mls von Oranien, des Ahnherrn der holländischen Königsfamilie, und
vermählt mit der englischen Prinzessin Elisabeth, einer Enkelin der
unglücklichen Schottenkönigin Maria Stuart. Er war ein heiterer, leut-
seliger Herr, aber der Aufgabe, die ihm jetzt zufiel, war er nicht gewachsen.
Er selbst erschrak über das gefährliche Geschenk der Königskrone, obwohl
er früher danach gestrebt hatte, und alle, die es wohl mit ihm meinten,
rieten ihm, die Krone auszuschlagen. Aber seine Gemahlin Elisabeth er-
klärte, wenn er den Mut gehabt habe, um eine Königstochter zu werben,
so müsse er auch den Mut haben, nach einer Königskrone zu greifen.
Friedrich ließ sich in Prag zum Könige krönen. In Saus und Braus
wurde der Winter verlebt; nach Ablauf dieses Winters war es mit seiner
Herrlichkeit zu Ende; deshalb wird er der Winterkönig genannt.
In der Schlacht am Weißen Berge bei Prag wurde sein Heer
geschlagen. Friedrich floh nach Holland; er und seine Anhänger wurden
in die Reichsacht erklärt. Der kaiserliche Feldherr Tilly eroberte die
Rheinpfalz, und der Kaiser verlieh diese nebst der Kurfürstenwürde
dem Herzoge Maximilian von Bayern.
Dieser erste Teil des Dreißigjährigen Krieges wird der Böhmisch-
pfälzische Krieg genannt, weil er in Böhmen und in der Pfalz um
den Besitz Böhmens für den Kurfürsten von der Pfalz geführt wurde.
2. Der Dänische Krieg. Der zweite Teil des Krieges heißt der
Dänische Krieg, weil König Christian IV. von Dänemark auf die Seite
der Gegner des Kaisers trat und diese anführte. Tilly besiegte den
Dänenkönig bei Lutter am Barenberge in Braunschweig und eroberte
in Verbindung mit dem kaiserlichen Feldherrn Wallenstein Norddeutsch-
laud, das dem Kaiser feindlich gegenüberstand. Als die Kaiserlichen dar-
auf in Jütland eindrangen, schloß Christian IV. den Frieden von Lübeck.
Der König entsagte jedem Bündnis gegen den Kaiser und blieb dafür im
Besitze seiner Länder.
3. Wallenstein. Nach Beendigung des Dänischen Krieges wurde
Wallenstein zum Herzoge von Mecklenburg ernannt; die beiden Herzöge
von Mecklenburg hatten im Kriege gegen den Kaiser gestanden, und
Wallenstein hatte sie aus ihren Ländern vertrieben, die ihm nun als
Siegespreis zufielen. Die Standeserhöhung Walleusteius sowie der Ruhm
seiner Taten hatten den Neid der Reichsfürsten erweckt, die seine Absetzung
verlangten. Sein heftigster Gegner war Herzog Maximilian von Bayern.