Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten (Teil 1)

§ 96. IV. Die Zeit von 1789 bis 1815. 159 
§ 96. Vie Anglncksjahre 1806/07. 
1. Preußens Erniedrigung. Zu dieser Zeit regierte in Preußen 
Friedrich Wilhelm III. Im November 1797 war er seinem Vater gefolgt. 
Trotz seiner Friedensliebe wurde er 1806 durch Napoleons zweideutiges 
und anmaßendes Vorgehen gezwungen, in den Krieg einzutreten. Dieser 
brachte großes Unglück über Preußen. Die preußischen Truppen wurden 
bei Saalfeld, bei Jena und Auerstädt geschlagen. Napoleon zog in 
Berlin ein, die königliche Familie flüchtete nach Königsberg, von Königs- 
berg nach Memel. Die Festungen des Landes ergaben sich fast alle dem 
Feinde; nur Kolberg und Grandenz wurden rühmlich verteidigt. 
2. Der Friede zu Tilsit. Nach einer äußerst blutigen, aber unent- 
schiedenen Schlacht bei Eylau in der Nähe von Königsberg fiel die 
Entscheidung bei Friedland in Ostpreußen. Napoleon siegte über die 
verbündeten Russen und Preußen. So kam es zum Frieden zu Tilsit 
im Jahre 1807. Preußen mußte alle Länder links der Elbe der freien 
Verfügung Napoleons überlassen, desgleichen die Provinz Posen. Das 
preußische Heer wurde auf 42000 Mann beschränkt. Im Frieden zu 
Tilsit verlor der König von Preußen die Hälfte seines Gebietes; nur 
das Gebiet der heutigen Provinzen Brandenburg, Pommern, 
Schlesien, West- und Ostpreußen behielt er. 
3. Ruhmreiche Ereignisse. Dieser unglücklichste aller preußischen 
Kriege hat auch Ruhmestaten in der mannhaften Verteidigung der 
Festungen Kolberg und Grandenz aufzuweisen. 
a) Die Festung Kolberg in Pommern wurde dem Könige durch die 
entschlossenen Männer Nettelbeck und Gneisenan gerettet. Joachim 
Nettelbeck war ein Bürger Kolbergs, hatte schon im Siebenjährigen Kriege 
sich rühmlich ausgezeichnet, dann weite Seereisen gemacht und sich später 
als Branntweinbrenner in seiner Vaterstadt niedergelassen. Als diese in 
Gefahr kam, schickte der König auf seine Bitten den bedeutenden Feldherrn 
Gneisenan als Festungskommandanten dahin. Ihm trat Nettelbeck 
als Bürgeradjutant an die Seite, schützte als ergrauter Seemann — 
er stand im siebzigsten Lebensjahre — die Festung von der Seeseite, 
während Gueiseuau sie von der Landseite mit Mut und Entschlossenheit 
verteidigte. Die großen Verdienste Nettelbecks ehrte der König durch 
Verleihung einer goldnen Denkmünze; auch erlaubte er ihm, die Admirals- 
uniform zu tragen. Der greise Seemann hatte die Freude, den Untergang 
des korsischen Eroberers zu erleben. Er starb im Jahre 1824 zu Kolberg 
im 86. Lebensjahre. Gneisenan wurde wegen seiner tapfern Verteidigung 
der Festung zum Oberstleutnant ernannt. Seine Haupttätigkeit hat er in 
den Befreiungskriegen entfaltet. 
b) Mit Kraft und Erfolg verteidigte Courbiere die Festung Grau- 
denz in Westpreußen. Als die Franzosen ihm meldeten, der König vonNo full text available for this image
	        
No full text available for this image
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.