I. Römer und Germanen bis zur Völkerwandrung.
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treten, hatte das römische Bürgerrecht unb die römische Ritterwürbe er-
langt. Im Jahre 9 n. Chr. war er Befehlshaber germanischer Truppen
im Heer bes Varns. Aber er hatte die römische Kriegskunst erlernt, um
sie gegen die Römer zu gebrauchen.
An der Weser brach ein Aufstand gegen bie Römer aus. Varus
zog bahnt, um ihn nieberzuwerfeu. Im Teutoburger Walbe sah er sich
von Germanen angegriffen, unb Armin, ber ihm Hilfe bringen sollte, fiel
ihm in bert Rücken. Der Walb gestattete nicht, bie Schlachtreihen zu
ordnen; unenblicher Regen erschöpfte bie Solbaten unb erschwerte ben
Marsch. Von allen Seiten flogen bie Lanzen, bie Steine, bie Keulen in
bie römischen Reihen; bie bessern Waffen ber Römer kamen nicht zur
Geltung. Mit Mühe erreichte man am Abenb einen Platz, wo ein Lager
für bie Nacht aufgeschlagen werben konnte. So ging es brei Tage; ba
wurden bie römischen Reihen zerrissen, unb was nicht fiel, wurde gefangen.
Ein Heer von etwa 40000 Mann war vernichtet. Varus wollte seine
Niederlage nicht überleben; er stürzte sich in sein eignes Schwert.
Der moralische Eindruck der Schlacht war bedeutender als diese
selbst. Es war bewiesen, daß der Kampf gegen die Römer nicht hoff-
nnngslos sei, es war der tatsächliche Beweis erbracht, daß die Keule und
die rohe Lanze des Germanen auch die glänzend gerüsteten Legionen über-
winden könnten.
Der Ort der Schlacht läßt sich nicht genau bestimmen. Zweifellos
ist nur, baß bas Schlachtselb näher ber Weser als dem Rheine lag; sonst
würde schou Tiberius, der in den beiden folgenden Jahren sich in den
Gegenden des Niederrheins aufhielt, die Leichen ber gefallenen Römer be¬
stattet haben, was erst Germauikus nach sechs Jahren tat.
Aus ber Grotenbnrg, sübwestlich von Detmolb, wurde zum An-
denken an die Befreiung des Vaterlandes ein herrliches Denkmal er-
richtet. Auf einer von Säulen getragenen Kuppel steht das eherne
Hetbenbilb Armins. Die Linke stützt sich auf den Schild; die Rechte
hält ein riesiges Schwert hoch empor. Darauf stehen die Worte:
Deutschlands Einigkeit meine Stärke;
Meine Stärke Deutschlands Macht.
Das Denkmal wurde von Ernst von Bändel erbaut und im
Jahre 1875 im Beisein Kaiser Wilhelms des Großen feierlich enthüllt.
8. Gernumikus. Germanikns, der Sohn des Drnsns, wurde be-
austragt, die Unterwerfung Germaniens fortzusetzen. Er war eine ritter¬
liche Erscheinung und ein tüchtiger Soldat wie sein Vater. Mit wechselndem
Glücke kämpfte er gegen Armin. Oft schlug er ihn, aber immer wieder
erschien Armin mit neuen Streitkräften im Felde. Germanikus überschritt
die Weser, obschon Armin ihm den Übergang zu wehren suchte. Auf dem