126 Erste Abtheilung. Dritter Abschnitt. Drittes Kapitel.
von den Schergen der Triumvirn, deren einen er einst durch seine
Verteidigung vor Gericht vom Tode gerettet, überfallen, und er em-
pfing den Todesstreich, als er das Haupt aus der Sänfte streckte, in
der er getragen wurde. Kopf und Hände des Redners ließ Antonius
an der Rednerbühne festnageln, nachdem seine entsetzliche Gemahlin
sich am Anblick derselben geweidet und — wenn es zu glauben
ist — die Zunge mit Nadeln durchstochen hatte. Die ganze ge-
bildete Klasse von Rom wurde damals ausgerottet und ihr
Vermögen in andere Hände gebracht.
Brutus und Cassius hatten indessen, wie ihre Gegner in Rom,
sich auch die nöthigen Kriegsgelder durch die härtesten Erpressungen in
den östlichen Provinzen des Reiches verschafft, und etwa in gleicher
42 Stärke trafen die feindlichen Armeen bei Philippi in Macedonien
■ )r' auf einander und entschieden in zwei Schlachten das Schicksal des römi-
schen Staates. Antonius, der hier noch einmal sich aufraffte und dem
Octavian sich überlegen zeigte, war gegen Cassius, Brutus gegen Octa-
man im Vortheil; der geschlagene Cassius, als er die Reiter des Brutus
heransprengen sah, hielt sie für Feinde, gab alles verloren und ließ
sich in Verzweiflung von einem Freigelassenen tödten. Nicht lange
darauf wurde in einer zweiten Schlacht wieder durch Antonius den
Triumvirn der Sieg errungen, und verzweifelnd an Tugend und
Vaterland gab Brutus, dem in den Tagen der Schlacht Cäsars Geist
erschienen sein sollte, sich, wie einst Cato, selbst den Tod.
Octavianus gegen Antonius; Cleopatra; Schlacht bei Actium nni, Consti-
tuirung der Monarchie.
§ 74. Die römische Republik hatte hiermit für immer ihr Ende
erreicht, und es mußte sich nur entscheiden, wer von den beiden
Mächtigsten unter den Triumvirn, Octavian oder Antonius, die allein
noch mögliche Alleinherrschaft gewinnen werde. Antonius verfiel
nach kurzer Ermannung mit seinem liederlichen Gefolge in die tollste
Schwelgerei; der Wüstling gerieth vollständig in die Netze der buh-
lerisch-ränkevollen Cleopatra, die schon den großen Cäsar bestrickt
hatte, zog mit ihr nach Unterwerfung des Ostens nach Aegypten,
schwelgte hier auf eine unsinnige Weise und sprach aller Zucht und
Sitte Hohn. Octavianus zog indessen nach Italien, um seinen Sol-
daten die verheißenen Ländereien auszutheilen, und mußte zu
diesem Zwecke, da kein freies Land verfügbar war, mit kalter hartherziger
Rücksichtslosigkeit die Bewohner ganzer Gegenden von Italien aus
ihrem Besitz vertreiben, den nun seine Krieger einnahmen, während
die armen Vertriebenen mit ihren Habseligkeiten wehklagend in Rom
einzogen. Noch einmal wurden Feindseligkeiten zwischen Octavianus und
Antonius beigelegt, und die Triumvirn theilten sich in der Weise
in die Weltherrschaft, daß Octavianus den Westen, Antonius den
Osten bekam, Lepidus aber die Provinz Afrika behielt; zugleich sollte