Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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Erste Abteilung. Schluß. Geschichte des Mittelalters. 
verlieh der Papst der kastilischen Krone alle entdeckten und noch zu ent- 
deckenden Inseln und Gebiete in einer bestimmten Entfernung westlich von 
den portugiesischen Inseln des grünen Vorgebirges. Auf seiner zweiten 
Reife führte Kolumbus mit seinem Geschwader die kostbarsten Besitztümer 
älterer Kultur, unsere Haustiere und Halmfrüchte, in die neue Welt, fand 
die zurückgelassene Kolonie zerstört und verfiel selbst mit dem Drittel 
der voll hoher Erwartungen ihm gefolgten 1500 Spanier der Krankheit 
des gelben Fiebers. Er entdeckte zwar Jamaika, aber die geringen 
Resultate seiner Ansiedelungen brachten sein Unternehmen in Ungunst. 
Noch mehr aber schadete er ihm dadurch, daß er auf seiner dritten 
Reise das von ihm als „irdisches Paradies" gepriesene rtene Land mit 
verwegenen Abenteurern und Verbrechern bevölkern wollte. Er entdeckte 
einen Teil des Festlandes von Südamerika, konnte aber, da ihm der 
Zauber einer gebieterischen Persönlichkeit fehlte, anarchische Zustünde in 
der neugegründeten Kolonie zu Haiti nicht verhindern. Die als Sieche 
und Bettler schwergetäuscht nach Spanien zurückkehrenden Genossen 
verklagten ihn als Urheber ihres Unglückes, beschuldigten ihn der 
Unterschlagung von Staatsgeldern und der Absicht, sich zum unabhängigen 
Herrscher macheu zu wollen. Der ihm von der spanischen Regierung 
nachgesendete „regierende Richter" Bobadilla gewährte den vom Ädmiral 
bestraften Aufständischen in Haiti Gnade, erließ den Kolonisten den Zehnten 
und erteilte ihnen Freiheit, Gold zu schürfen, den Admiral aber ließ 
er in Ketten samt seinem Bruder nach Spanien einschiffen. Kolumbus 
ließ sich die Ketten als Zeichen schnöden Undankes nicht abnehmen, wie 
der Schiffskapitän wollte, wnrde aber sofort nach feiner Landung in Frei- 
heit gesetzt und erhielt von dem spanischen Königspaare Genngthuung, 
wenn auch nicht vollständige Wiederherstelluug der von ihm ausbedungenen 
Rechte. Auf seiner vierten Reise, auf der er immer wieder eine 
Durchfahrt uach China suchte, mußte er wegen widrigen Windes beim 
Isthmus von Panama umkehren und geriet sieben Monate lang auf 
Jamaika, wo er seine lecken Schiffe auf den Strand laufen lassen mußte, 
in eine elende Lage. Als ihm die Indianer keine Lebensmittel mehr 
lieferten, prophezeite er ihnen den Zorn des Himmels, und als nun die 
ihm ans dem Kalender bekannte Mondfinsternis eintrat, bestürmten ihn 
die Eingeborenen, den Zorn der Götter abzuwenden, was er ihnen am 
Ende der Finsternis zugestand, woraus die Lieferungen von Lebensmitteln 
nie mehr ausblieben. Erkrankt kehrte er heim und starb hier bald mit 
dem bitteren Gefühle erfahrenen Undankes und ohne zu ahnen, daß 
er Spanien eine neue Welt geschenkt hatte. — Den Namen Amerika, 
d. i. das Land des Amerigo. gab dem neuen Weltteile ein Deutscher, 
Waldseemüller, in seiner lateinischen Ausgabe „der vier Schiffahrten des 
Florentiners Amerigo Vespncei", welcher zweimal Brasilien besucht 
uud das von ihm die „neue Welt" genannte Land geschildert hatte. 
Zur schnellen Einbürgerung dieses Namens mag wohl die Lautfhmmetrie 
desselben mit den Namen Asia und Afrika beigetragen haben. 
Mit der Auffindung Madeiras, 1419, beginnen die Entdeckungen
	        
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