Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

Rückblick auf das Altertum. I. Deutsche Stammesgeschichte. 17 
Schilde von sich werfen. Mitten im Getümmel der Schlacht läßt Marius 
ein Opfertier schlachten, wäscht sich die Hände und prophezeit, sie gen 
Himmel streckend, aus den Eingeweiden des Opfertieres: Mein ist der 
Sieg! Und er war sein; auch die Kimbern werden vernichtet, und nachdem 
die Weiber derselben noch im Kampfe gefallen oder sich selbst und 
ihren Kindern den Tod gegeben, verteidigen nur noch die Hunde die 
verödete Wagenburg. So ist Rom abermals gerettet, aber die Römer 
wissen nun, von wannen ihrer Weltmacht die Gefahr droht. 
Cäsar und Ariovist; Unterwerfung Klein-Germaniens und der Alpenvölker durch 
die Römer; Verbreitung römischer Knltnr. 
§ 11. Die Bewegung deutscher Völker nach dem Südwesten dauert 
fort; von den unter sich hadernden gallischen Völkerschaften gerufen, kommt 
Ariovist, ein Fürst der Sueven im Rheinwinkel, an der Spitze eines 
zahlreichen Gefolges, andere Massen drängen nach, und bald gefallen sich 
120000 siegreiche Germanen in dem schönen Gallien, als vollkommen 
berechtigte Eroberer desselben sich ansehend. Doch Cäsar, römischer 
Prokonsul für Gallien, war nicht gewillt, den Germanen die Überflutung 
des linksrheinischen Galliens zu gestatten, und er forderte den Ariovist 
wie ein oberster Schiedsrichter vor sich; aber stolz in seinem Sieger- 
rechte entgegnet dieser, wenn Cäsar etwas von ihm wolle, möge er zu 
ihm kommen, übrigens begreife er nicht, was Cäsar in seinem von ihm 
eroberten Gallien zu suchen habe. Da greift Cäsar die Deutschen 
wider ihren Willen an einem Tage an, an welchem die weissagenden 
Frauen diesen den Kampf untersagt hatten. Auf den ersten fürchterlichen 
Anprall der Deutschen, der den Römern den Gebrauch der Wurfspieße 
nicht einmal gestattete, folgt baldige Verwirrung derselben; sie werden 
besiegt, und nicht viele retten sich vor den fortgesetzten römischen Angriffen 
über den Rhein zurück samt Ariovist. dessen Name aus der Geschichte 
verschwindet. 
Cäsar behält und unterjocht nun das von den Deutschen verlassene 
Gallien; in einem heldenmütigen Kampfe gegen ihn gehen die über- 
rheinischen Germanen unter, und er vernichtet nachdrängende Völker- 
stamme mit römischer Treulosigkeit. Hierauf beschloß Cäsar, das trotzige 
Volk der Germanen auch in seinen Gauen diesseits des Rheins heimzu- 
suchen, um ihm für immer die Lust zu einem Einfalle in Gallien zu 
benehmen. Zu zweien Malen schlug er kunstreiche hölzerne Brücken 
über den Rhein, aber die Deutschen zogen sich mit Hab und Gut in 
das Waldgebirge zurück, und in das unheimliche Dunkel und die schreck- 
hafte Wildnis derselben wagte Cäsar ihnen nicht zu folgen. Von dieser 
Zeit an nahmen beute- und thatenlnstige deutsche Jünglinge unter Cäsars 
Adlern Dienste. Uber den Rubikon folgten ihm 22 deutsche Kohorten, 
und wenn sie gleich durch ihr unmäßiges Trinken nach der Schlacht den 
andern zum Gelächter wurden, fielen sie bei Pharsalus doch mit solcher 
Hast auf die Reiterei des Pompejus, daß sie die Reiter und jene die 
Fußgänger schienen. Der wankende Sieg trat auf Cäsars Seite, und 
Schurig. Lehrbuch der Geschichte. IT. z
	        
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