Full text: Die Neuzeit (Teil 3)

4. Kapitel: Die Zeit Friedrichs des Großen. 245 
FeldiMrschall Keith, Prinz Moritz von Dessau geriet schwer verwundet 
m "®efangenf^ojt; ein Major von Langen verteidigte mit 600 Mann 
den Kirchhof, wie Leonidas die Thermopylen, erst gegen 7 Bataillone, 
Bann gegen eine ganze Brigade und stürzte sich zuletzt mit dem Häuf- 
lein der Übriggebliebenen mit gefälltem Bajonett in den Haufen der 
Feinde, um durchzubrechen oder den Tod zu suchen. Schlimmere 
Folgen, als die unmittelbaren großen Verluste an Mannschaften und 
Geschütz, hatte die Niederlage nicht, da Daun den geordneten 
Rückzug der Preußen nach Schlesien, den Seidlitz mit der Reiterei 
üecfTe, nicht störte. Mit Recht konnte man den Scherz machen: der 
einzige Vorteil dieses Sieges für Daun sei der geweihte Hut und 
Degen, rn it denen zum Dank für die Besiegung des ketzerischen Königs 
Ter Papst ihn beschenkte. Damals erneuerte der Papst auch den ver- 
alteten Protest gegen den ohne Erlaubnis des heiligen Stuhles ange- 
maßten Königstitel der Markgrafen von Brandenburg. 
Die Jahre 1759: jKunersdorf^und Maren, 1760: Liegnih und Torgau. 
~§ 97. Elf Schlachten waren in drei Kriegsjahren geschlagen, 
ohne daß sie eine Entscheidung herbeigeführt hätten; Friedrichs 
Aufgabe bestand nach wie vor darin, die Vereinigung der drei 
großen Heere zu einer erdrückenden Übermacht zu vereiteln. Um den 
Ärieg fortführen zu können? mußte er die in seinen Händen befindlichen 
Länder der Gegner, namentlich Sachsen, mit den härtesten Kriegs¬ 
steuern belasten und die englischen Hülssgelder in nicht vollwichtiges 
Geld umprägen lassen. Im Kriegsjahre^.1759 befreite Ferdinand von 
Braunschweig das nordwestliche Deutschland durch seinen entscheidenden 
Sieg bei Minden von den Franzosen, welche bereits den grausamen 1759 
Befehl erhalten hatten, den Strich zwischen Rhein und Weser vor den 
Winterquartieren auszusaugen und zur Wüste zu machen. Im Osten 
konnte Friedrich nach der Niederlage der preußischen Heeresabteilung 
unter dem zum „Diktator" ernannten tapfern Wedelt bei K aH un¬ 
weit Lüttichau, der mit Ungestüm die Übermacht der Russen wiederholt 
angriff und dabei fiel, die Vereinigung der Russen unter 
Soltikow mit den Ö streiche rn unter Laudon nicht hindern. 
Sein anfangs siegreicher Angriff auf die Höhen von Kunersdorf 1759 
unweit Frankfurt a. O. , auf welchen die an "90000 Mann starken12, auauft 
Feinde gegen etwa 50 000 Preußen standen, verwandelte sich in eine 
furchTTTctre Niederlage. Nach mehrstündigem Marsche hatten die 
Preußen in" raschem Siegeslaufe ihre Gegner von der linken Flanke her 
gegen den rechten Flügel hin teilweis aufgerollt, aber sie waren bereits 
gänzlich erschöpft, als sie, durch unvorhergesehene Höheneinschnitte ge- 
hindert, vergebens gegen die Massen der Feinde auf des Königs ge- 
mefsensten Befehl von neuem einstürmen mußten. Da brach uner- 
wartet Laudon mit seiner Reiterei in die rechte (bette und in den 
Rücken "des schon ins Welchen geratenen preußischen Fußvolkes und zer- 
streute' es vollständig, während die preußische Reiterei durch das
	        
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